Der Tempel der Hydra (Eine Vore-Story vom Lindwurm)

Moderator: Pegadygor

Der Tempel der Hydra (Eine Vore-Story vom Lindwurm)

Postby Lindwurm » Sun Dec 24, 2017 4:52 am

Hallo,

damit es über Weihnachten keinem langweilig wird, habe ich heute noch eine meiner Vore-Stories für euch. Wenn sie euch gefällt, könnt ihr mir gerne eine kurze Kritik da lassen. Erstmal viel Spaß beim Lesen.

Der_Tempel_der_Hydra.pdf
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Spoiler: show
Starring:

Thoraldur der Drache (Pred)
ein paar Menschenkinder
ein Wolf ohne Namen (Prey)
ein paar Nagas (die Dienerinnen der Hydra)
Die Hydra (Pred + Prey)
Raimund, der Touristenführer (Prey)
Eine junge Hydra (Pred)

Inhalt:

Thoraldur der Drache frisst Wolf (Softvore)
Thoraldur der Drache frisst Naga (Softvore)
Die Hydra frisst neun Menschen (Softvore)
Thoraldur der Drache frisst die Hydra (Softvore)
Digestion (sehr ausführlich)
Scat



Der Tempel der Hydra.
Eine Vorestory vom Lindwurm.

Freigegeben ab 18 Jahren.

Donnerstag, 11. September, 19:00 Uhr (Am Rand eines Menschendorfes)

Es geschah sehr selten, dass Thoraldur sich in die Nähe einer menschlichen Siedlung begab. In der Regel zog er möglichst abgelegene Waldgebiete vor. Je weiter entfernt von den Menschen, desto besser. Als Drache tat er auch gut daran, sich von den Menschen fern zu halten. Menschen bedeuteten für Drachen fast immer nur Ärger. Manchmal waren sie aber auch ein netter Happen für zwischendurch.

Menschen waren, wenn sie nicht gerade bewaffnet waren, fast wehrlos und leicht zu erbeuten. Doch diesmal war Thoraldur gar nicht an den Menschen interessiert, auch wenn er gelegentlich schon mal den einen oder anderen von ihnen erbeutet hatte.

Diesmal war er eher zufällig in die Nähe dieses Menschendorfes geraten. Er war in der frühen Abendsonne ohne bestimmtes Ziel losgeflogen und hatte gar nicht so genau darauf geachtet, was sich unter ihm befand, als er nach einer guten Stunde Flugzeit wieder landete. Natürlich war er nicht mitten in dem Menschendorf gelandet, doch er befand sich trotz allem in Sichtweite einiger dieser Menschenhäuser.

Kurz überlegte er, ob er sich einen kleinen Imbiss genehmigen sollte. Wenn er schon in der Nähe dieser Menschen war, konnte er das auch ausnutzen, dachte er sich und versteckte sich schnell hinter ein paar Bäumen am Wegesrand. Von hier aus konnte er gut beobachten und war nicht so schnell zu sehen. Intelligente Wesen, wie Drachen oder Tiere hätten ihn gewiss trotzdem sofort bemerkt. Aber Menschen achteten in der Regel kaum auf ihre Umgebung. Das lag nach Thoraldurs Meinung daran, weil sich Menschen für die Krone der Schöpfung hielten und glaubten, sie stünden an der Spitze der Nahrungskette. Wie man so etwas als kleiner Mensch ernsthaft glauben konnte, würde Thoraldur wohl nie verstehen.

Während er noch ein wenig unschlüssig abwartete, kamen ein paar Kinder den Weg entlang. Thoraldur konnte hören, was sie miteinander redeten, als sie näher kamen.
„Ich muss jetzt nach Hause. Wenn ich nicht vor Sonnenuntergang zu Hause bin, bekomme ich wieder Hausarrest.“
„Aber es ist doch noch gar nicht spät“, erwiderte ein Anderer.
„Aber meine Eltern sind da sehr streng. Sie bilden sich ein, die Hydra würde mich holen, wenn ich in der Dunkelheit noch draußen bin. Völliger Quatsch, wenn du mich fragst.“
„Hydra? Aber das sind doch alles nur dumme Geschichten, um uns Kinder dazu zu bringen, pünktlich nach Hause zu gehen“, sagte der älteste der vier Jungen.
Als Thoraldur das Wort Hydra hörte, spitzte er die Ohren. Für Hydras interessierte er sich.
„Das stimmt nicht. Mein Onkel ist eines Nachts zum Tempel im Wald gegangen und wurde nie wieder gesehen. Ein paar Wochen später ist dann auch meine Tante verschwunden.“
„Blödsinn.“
„Frag doch meine Eltern, wenn du mir nicht glaubst. Ich sage dir, diese Hydra gibt es. Und sie schickt in der Nacht ihre Diener aus, um Beute zu machen“, behauptete der Junge.

Thoraldur hörte gespannt zu. Er wusste zwar nicht, wie groß diese Hydra war, doch so ein Ding würde er sehr gerne einmal erbeuten. Er würde sich zwar sicher auf einen harten Kampf einlassen, aber er glaubte, dass es die Sache wert sein würde.
„Das sind alles Märchen, sage ich“, knurrte eines der Kinder.
„Nein. Das ist wahr. Mein Vater sagt, die Hydra hat acht Köpfe und wenn man ihr einen abschlägt, dann wachsen an der Stelle sofort zwei neue nach.“
„Ha. Das behauptet mein Onkel Friedolin auch immer, wenn er abends zu viel getrunken hat.“
„Ach ihr seid doch doof. Ich sage euch, diese Hydra wird eines Tages das ganze Dorf zerstören und die Bewohner alle Fressen. Mit acht Köpfen kann sie sicher auch acht Menschen auf einmal fressen.“
„Das glaube ich trotzdem nicht. Niemand hat acht Köpfe.“
„Vielleicht sind es ja auch neun oder zehn...“

„Die meisten Hydras haben nur drei Köpfe. Aber gelegentlich trifft man auch auf welche mit fünf, sieben oder neun Köpfen. Aber es sind immer ungerade Zahlen. Acht können es also nicht sein“, sagte Thoraldur und trat lächelnd aus seinem Versteck hervor.
„AHHHH! EIN DRACHE!“, brüllten die Kinder laut und rannten sofort los, um sich in Sicherheit zu bringen.
Erst jetzt wurde Thoraldur bewusst, dass er daran schuld sein musste. Er hatte einfach nicht daran gedacht, wie er auf Menschen wirken musste. „War ja klar, dass sie sich vor mir erschrecken“, murmelte er. Dabei hatte Thoraldur gar keine böse Absicht gehabt. Er wollte sich nur an dem Gespräch beteiligen, um vielleicht noch mehr über diese Hydra zu erfahren. Vor allem den genauen Ort, wo er sie finden konnte.

Doch jetzt musste er sich erst mal in Sicherheit bringen. Die Kinder hatten vermutlich sofort das ganze Dorf alarmiert und sicher würden jeden Moment viele der Erwachsenen Menschen ausschwärmen, um den Drachen zu jagen. Doch darauf hatte Thoraldur heute keine Lust mehr.
Zwar machte es ihm immer Spaß, gegen ein paar hilflose Menschen zu kämpfen, doch er wollte sich jetzt nicht mit diesen Zweibeinern voll fressen. Da war es sicher besser, noch etwas Platz für die Hydra zu lassen, dachte er sich und flog erst mal los, um sich in Sicherheit zu bringen. Er kreiste dabei über den Wäldern, die sich rund um das Dorf herum befanden. Doch von dem Tempel, den die Kinder erwähnt hatten, sah er nichts.
Er würde dazu wohl landen müssen. Vielleicht befand sich der Tempel irgendwo im dichten Wald und war von der Luft aus gar nicht zu sehen. Doch dann konnte der Tempel nicht besonders groß sein, dachte sich Thoraldur.

Aber Thoraldur würde ihn finden, davon war er überzeugt. Schließlich landete er auf einer kleinen Lichtung und ärgerte sich, dass er sich den Kindern gezeigt hatte. Vielleicht hätte er sich besser einen der Jungen schnappen sollen um aus ihm den Standort des Tempels herauszupressen. Doch die Kinder waren so schnell geflohen, dass Thoraldur gar nicht an eine solche Möglichkeit gedacht hatte.
Aber falls hier in diesen Wäldern tatsächlich irgendwo eine Hydra leben sollte, dann musste sie auch Spuren hinterlassen. Spuren, denen man vielleicht auch folgen konnte, dachte sich Thoraldur optimistisch.

Und so begann er nach Spuren zu suchen. Anfangs war er dabei noch zuversichtlich, doch als er nach zwei Stunden noch immer nichts gefunden hatte, gab er es auf.
„Verfluchte Dunkelheit. Nachts werde ich hier wohl nichts finden. Ich muss warten, bis es Tag ist“, grummelte er leise.
Gähnend machte es sich auf dem weichen Waldboden bequem. Es war zwar nicht so schön, wie ein Nest. Aber gut genug, um schlafen zu können. Zumindest so lange es nicht regnete. Und nach Regen sah es im Moment nicht aus.

Thoraldur blickte in Richtung des Menschendorfes, dass sich in einiger Entfernung am Waldrand befand. Dort schien alles ruhig zu sein. Und das, obwohl die Kinder doch mit Sicherheit den Erwachsenen von mir erzählt hatten. Aber vielleicht haben die Erwachsenen den Kindern nicht geglaubt. Ja, das wird es sein, dachte sich Thoraldur. Menschen waren manchmal so dumm, dass sie selbst dann noch nicht glaubten, wenn ein Drache direkt vor ihnen stand. Solche Situationen hatte auch Thoraldur schon öfters erlebt.
Morgen früh würde er sich gleich auf die Suche nach Spuren machen. Und er war sich sicher, auch welche zu finden. Hoffnungsvoll schlief er an diesem Abend ein.

Freitag, 12. September, 07:45 Uhr (Im Wald in der Nähe des Menschendorfes)

Die Sonne war kaum aufgegangen, da war Thoraldur auch schon wieder munter. Heute würde er sich diese Hydra schnappen. Oder zumindest ein paar ihrer Diener. Falls diese Diener überhaupt existierten.

Suchend schlich er sich durch den Wald und es dauerte gar nicht lange, bis er in einiger Entfernung ein verfallen wirkendes Gebäude erkannte. Hatte er etwa schon den Tempel gefunden? Besonders prachtvoll sah er jedenfalls nicht aus. Er wirkte, als sei er schon seit vielen Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten verlassen. Viele Bäume und Sträucher hatten ihn schon so stark überwuchert, dass er inzwischen kaum noch zu erkennen war. Kein Wunder, dass ich ihn nicht gesehen habe, als ich hier drübergeflogen bin, dachte sich Thoraldur. Hoffentlich lebte diese Hydra wenigstens hier.

Während Thoraldur noch darüber nachdachte, hörte er hinter sich im Gebüsch ein Geräusch. Hastig drehte er sich um. Hinter ihm befand sich ein Wolf. Doch in einer Größe, wie Thoraldur noch nie einen Wolf gesehen hatte. Dennoch sollte der Wolf für einen Drachen wie Thoraldur keine Gefahr darstellen können.
„Hallo, Wölfchen. Nett von dir, dass du dich als Vorspeise anbietest“, sagte Thoraldur frech grinsend.
Der Wolf knurrte nur. Entweder konnte er nicht antworten, oder er wollte es nicht.

Den schnapp ich mir, dachte sich Thoraldur. Einen so großen Wolf hatte er bisher noch nie gehabt. Er fraß zwar gelegentlich Wölfe, doch die waren ihm meistens zu klein und er musste immer gleich ein halbes Rudel fressen, bis er endlich genug hatte.
Doch dieser übergroße Wolf war da schon viel besser.

Leicht sabbernd starrte der Drache den Wolf an. Dieser schien keine Angst vor Thoraldur zu haben. Wahrscheinlich rechnete er nicht damit, selbst zur Beute werden zu können, dachte sich Thoraldur.
Jetzt musste er den Wolf nur erwischen, bevor er flüchten konnte. Der Wolf schien jedoch gar nicht die Absicht zu haben, eine Flucht zu versuchen. Er knurrte den Drachen nur böse an.

Umso besser, dachte sich Thoraldur. Dann brauche ich nur zuzuschnappen und habe meine Vorspeise schon geschafft.
Zögernd näherte sich der Drache dem Wolf. Ein typisches Wolfsaroma stieg ihm dabei in die Nase. Wölfe waren sehr lecker und in dieser Größe waren sie eine Seltenheit. Und seltene Arten schmeckten meistens noch besser.

Langsam öffnete Thoraldur sein Maul. Noch immer wich der Wolf keinen Meter zurück.
Diese Chance nutzte der Drache sofort und noch bevor der Wolf reagieren konnte, schnappte Thoraldur zu. Erst jetzt schien sich der Wolf langsam der drohenden Gefahr bewusst zu werden, denn jetzt zappelte er kräftig und versuchte alles, um nicht noch tiefer in dem Drachenmaul zu landen. Doch da hatte er keine Chance.
Thoraldur hatte es zwar nicht eilig, doch diese Vorspeise wollte er so schnell wie möglich sicher erbeutet haben. Doch bevor Thoraldur damit begann, den Wolf zu verschlingen, wollte er diese Situation so lange wie möglich genießen. Er schleckte das Fell des Wolfes gründlich ab. Es schmeckte nicht anders, als alle anderen Wölfe von normaler Größe auch. Und Thoraldur mochte diesen Geschmack. Wölfe hatte er schon als Jungdrache immer gerne gefressen und der Geschmack erinnerte ihn an diese Zeit.
„Und nun sag mir, wo ich diese Hydra finden kann, die hier leben soll“, knurrte Thoraldur.

Doch der Wolf antwortete nicht. Vielleicht versteht er mich auch einfach nur nicht, dachte sich Thoraldur. Egal. Dann ist er eben das Frühstück. Die Hydra werde ich schon noch finden.

Nun begann der Drache, den Wolf langsam tiefer in seinen Hals rutschen zu lassen. Der Wolf war zwar deutlich größer, als ein Durchschnittswolf, doch für Thoraldur sollte das kein Problem sein. Er hatte da auch schon deutlich größere Beute geschafft, ohne sie zerkauen zu müssen. Das tat Thoraldur ohnehin sehr ungern. Es machte ihm einfach mehr Spaß, eine Beute lebend seinen Hals hinuntergleiten zu lassen. Und er liebte es, seine Beute hilflos in seinem Hals zappeln zu spüren. Das kitzelte immer so angenehm.
Sein Magen war daran angepasst, auch große Beute verdauen zu können. Die meisten Drachen verschlangen ihre Beute als Ganzes. Nur wenige Arten benutzten zum Fressen ihre Zähne. Und auch Thoraldur war da nicht anders.

Der Wolf glitt nun langsam den Drachenhals hinab. Er hatte keine Chance, das zu verhindern, oder sich irgendwie festzuhalten.
Thoraldur genoss das sehr. Er hatte keinerlei Mühe damit, den Wolf zu verschlingen. Immerhin hatte er auch schon größere Tiere und gelegentlich auch Menschen auf die gleiche Weise verschlungen. Es dauerte nicht lange, bis er lächelnd sein Maul hinter dem Wolf schloss.
„So, die Vorspeise hätte ich schon mal. Jetzt habe ich sicher Kraft genug, um mich auf die Suche nach dem Hauptgang zu machen“, murmelte Thoraldur.
Es war deutlich zu hören, dass der Wolf in Thoraldurs Magen laut jaulte. Dem Wolf schien dieser unfreiwillige Aufenthalt offensichtlich nicht zu gefallen.

Freitag, 12. September, 10:30 Uhr (Im Tempel der Hydra)

Thoraldurs Anwesenheit blieb nicht lange unbemerkt. Bereits jetzt hatten viele der Diener und Dienerinnen der Hydra bemerkt, dass ein Drache durch ihre Wälder streift. Die meisten dieser Bediensteten waren Nagas. Als eine von ihnen mit der Nachricht den Tempel betrat, sprach sie zunächst nur ihre Kolleginnen darauf an.
„Ein Drache! Im Wald treibt sich ein Drache rum. Und er hat unseren größten Wolf gefressen.“
„Bist du dir sicher?“, fragte eine ihrer Kolleginnen noch mal nach.
„Ja. Ich habe es genau gesehen.“
„Dann solltest du besser zur Hydra gehen und es ihr sagen.“
„Nein... die tötet mich. Du weißt doch noch, was sie erst neulich mit diesem Typen angestellt hat, der ihr prophezeit hat, es gäbe drei Tage lang schlechtes Wetter. Was wird sie dann erst mit mir anstellen, wenn ich ihr sage, dass ihr Lieblingswolf gefressen wurde?“
„Und was meinst du, wird sie erst mit dir anstellen, wenn sie es aus anderen Quellen erfährt, dass du es gewusst, es ihr aber verschwiegen hast? Du musst sofort zu ihr gehen.“
„Na gut. Ich bin wohl erledigt. Egal was ich mache“
Die Naga kroch langsam in den Raum der Hydra und wirkte dabei ziemlich ängstlich.

Freitag, 12. September, 11:00 Uhr (Im Wald in der Nähe des Tempels der Hydra)

Inzwischen war Thoraldur schon wieder auf der Suche. Irgendwo musste so eine Hydra doch leben können. Doch hier gab es nichts, was als geeigneter Unterschlupf hätte dienen können. Und der ganze Tempel war eine Enttäuschung. Es waren nur ein paar wertlose Steine. Nicht mal ein Dach gab es. Selbst Thoraldur, der keine große Ansprüche an seine Unterkunft hatte, würde hier nicht leben wollen.

Etwas ärgerlich suchte er nun im weiteren Umkreis rund um diesen Tempel. Falls man diesen Steinhaufen überhaupt so nennen könnte. Immerhin fand er einen kleinen See, der am Rande eines kleinen Berges lag. An einer Seite gab es direkt am Ufer eine steile Felswand, die fast senkrecht nach Oben führte. Sogar eine kleine Höhle gab es. Doch die stand zur Hälfte unter Wasser. Da drin konnte die Hydra sicher nicht leben, dachte sich Thoraldur. Wenn diese Höhle ein paar Meter höher gelegen wäre, dann wäre sie sicher ein schöner, trockener Platz gewesen. Doch so war sie völlig nutzlos. Thoraldur stellte es sich ziemlich lästig vor, in einer Höhle leben zu müssen und dabei ständig bis zum Bauch im kalten Wasser stehen zu müssen. Nein. Dort lebte sicher niemand.

Da er nun schon mal an diesem See war, trank Thoraldur auch gleich ein paar Schlucke Wasser. Es war ziemlich kalt aber dafür wenigstens sauber. Der Wolf in seinem Magen jaulte inzwischen immer verzweifelter. Ihm ging es mittlerweile langsam an den Kragen. Doch darum kümmerte sich der Drache nicht. Das war bei jeder Beute so. Und sicher würde bald wieder Ruhe einkehren. So war es schließlich immer, dachte er sich.

Nachdem er etwas rund um den See herumgesucht hatte, entdeckte er ein paar Spuren, die seiner Meinung nach nur von einer oder mehreren Nagas stammen konnten. „Na sieh einer an. Nagas. Das wäre nicht schlecht für den zweiten Gang“, murmelte Thoraldur leise und lächelte dabei freudig.
Doch viele der Spuren endeten einfach im Wasser des Sees. Lebten die Nagas etwa im Wasser? So sah es fast aus, denn alle Spuren schienen in den See zu führen. Und je genauer Thoraldur suchte, umso mehr Spuren fand er.

Es sah fast so aus, als ob die Nagas in dem See lebten und ihn nur gelegentlich mal verließen. Thoraldur zögerte einen Moment. Er war nicht unbedingt versessen darauf, sich in das Wasser zu begeben. Das Wasser war ihm einfach zu nass und zu kalt. Besser war es wohl, wenn er sich am Ufer versteckte, und den See genau beobachtete.
Thoraldur ging langsam um den See, bis er ein geeignetes Versteck gefunden hatte. Von dort aus hatte er den See gut im Blick und ihm konnte sicher keine Naga entgehen, die aus dem Wasser kam. Gespannt wartete der Drache ab, was passierte.

Lange dauerte es nicht, bis eine der Nagas aus dem See herausstieg und ans Ufer stieg. Ganz in der Nähe von Thoraldur. Der Drache duckte sich. Die wollte er nicht entkommen lassen. Die Naga kam ahnungslos genau in seine Richtung. Eine bessere Chance würde Thoraldur so schnell nicht wieder bekommen.
Gierig sprang der Drache aus seinem Versteck und stürzte sich auf die Naga. Diese war von dem plötzlichen Angriff so überrascht, dass sie sich gar nicht wehren konnte.
„Hey... was soll das? Lass mich in Ruhe, du Drache“, fauchte sie ärgerlich.
„Hehehe. Hab ich dich. Du dachtest wohl, du könntest dich im Wasser vor mir verstecken? Hat aber nicht geklappt. Ich wusste, dass du irgendwann wieder rauskommen würdest“, erwiderte Thoraldur lachend. Diese Naga einzufangen war einfacher gewesen, als er erwartet hatte.
„Hilfe!“
„Hör auf zu schreien. Das hilft dir doch nicht. Ich wollte schon immer mal testen, wie ihr Nagas so schmeckt. Und heute werde ich das erfahren“, knurrte Thoraldur und starrte die Naga gierig an. Mit dem Kopf voran wäre es wohl am einfachsten. Obwohl es bei so einer Naga wohl keinen so großen Unterschied machen dürfte, dachte er sich und sabberte schon voller Vorfreude auf diese Beute.

Doch gerade, als Thoraldur genüsslich sein Maul öffnete, spürte er einen stechenden Schmerz an seinem Schweif. Hektisch drehte er sich um. Hinter ihm befanden sich noch drei weitere Nagas. Eine davon hatte ihm gerade ziemlich schmerzhaft in den Schweif gebissen. „Autsch. Lasst das. Das hat weh getan“, knurrte Thoraldur. So ein Biss konnte einen Drachen wie Thoraldur kaum ernsthaft verletzen, aber schmerzhaft war es trotzdem.

Thoraldur war so auf diese erste Naga konzentriert gewesen, dass er gar nicht mehr auf seine Umgebung geachtet hatte. Aus Überraschung, plötzlich so viele Nagas um sich herum zu sehen, hatte er die erste Naga losgelassen. Diese hatte das sofort ausgenutzt und war zu den Anderen geflohen.
Kaum war das geschehen, flohen auch alle anderen Nagas zurück in den See. Thoraldur stand ein wenig belämmert da und konnte kaum glauben, dass ihm diese Naga einfach so entkommen war. Doch so schnell wollte der Drache nicht aufgeben. Das wäre doch gelacht, dachte er sich und er ging sofort zum Seeufer zurück. Genau an die Stelle, an der die Nagas untergetaucht waren.

„Ihr könnt mir nicht entkommen. Ich weiß jetzt, dass ihr hier seid. Und ich kann warten. Irgendwann müsst ihr aus dem Wasser raus“, rief Thoraldur ein wenig ärgerlich aus. Als ob man in einem so kleinen See entkommen könnte, dachte er sich. Ich brauche nur zu warten. Und wenn ich nicht mehr warten will, dann könnte ich auch selbst in dem See tauchen. So schwer konnte es doch nicht sein, ein paar Nagas zu erbeuten.

Thoraldur tauchte einen Fuß ins Wasser ein. Es war ziemlich kalt. Der Drache war nicht versessen darauf, in dieses kalte Wasser zu steigen. Doch er wollte die Nagas unbedingt erwischen. Ein oder zwei wären zumindest ein guter Anfang, dachte er sich und stapfte langsam in den See hinein, der am Ufer noch sehr flach war, aber zur Mitte hin tief genug war, sodass auch Thoraldur schwimmen musste.
Hier irgendwo mussten diese Nagas doch sein, dachte sich Thoraldur und er suchte den ganzen See ab.


Freitag, 12. September, 14:00 Uhr (Im Tempel der Hydra)


„Warum habt ihr ihn nicht einfach verjagt?“, fauchte die Hydra ihre zahlreichen Diener an.
„Er... er ist zu groß. Den schaffen wir nicht alleine“, erwiderte einer.
„Keine faulen Ausreden! So schwierig kann das doch nicht sein. Muss ich denn alles selbst machen? Ich habe schon Drachen erlegt, als ihr noch nicht mal aus euren Eiern ausgeschlüpft wart. Da ist doch nichts dabei. Tut gefälligst was für euer Geld.“
„Aber... wir bekommen doch gar kein Geld.“

„Widersprich mir nicht! Sonst wirst du mich kennen lernen“, fauchte die Hydra, die heute offenbar nicht allerbester Laune zu sein schien.
„T... t... tut mir leid... a... aber...“
„Sei still. Ich muss nachdenken. Von euch bekomme ich nur Kopfschmerzen. Und ich habe neun Köpfe. Wenn ich Kopfschmerzen habe, dann ist das viel schlimmer als bei euch einköpfigen Idioten. Geht mir aus den Augen. Und sorgt besser dafür, dass der Drache nicht auch noch unseren geheimen Eingang in den Tempel findet“, knurrte die Hydra. „Und wenn ihr schon dabei seid... bringt mir was zu Essen. Ich hätte heute Appetit auf ein paar von diesen Zweibeinern. Und sorgt dafür, dass jeder meiner Köpfe wenigstens einen zu futtern bekommt. Ich hasse es nämlich, mich immer mit mir selbst um mein Futter zu streiten“, fügte sie dann noch hinzu.
„Aber das ist unmöglich. Wir können doch keine neun Menschen hierher bringen.“
„Schweig! Ihr werdet das schon schaffen. Sonst wird sich für jeden fehlenden Menschen einer von euch opfern müssen“, fauchte die Hydra, die nicht mit sich verhandeln ließ.
Kurz darauf besprachen sich die zahlreichen Dienerinnen und Diener der Hydra in ihrem Quartier miteinander. Einer sagte: „Die hat heute ja wieder ne Laune. Ist kaum auszuhalten.“
„Findest du? Also ich habe sie schon weit schlimmer erlebt. Und neun Menschen sind für sie nichts Ungewöhnliches. Die frisst sie jede Woche. Ich hab schon ein paar Mal dabei zugesehen und es sieht cool aus, wenn sie neun Menschen gleichzeitig frisst. Sie ist nämlich so gierig, dass alle ihre Köpfe gleichzeitig etwas im Maul haben müssen, sonst fangen ihre Köpfe an, mit sich selbst um das Futter zu kämpfen.“

„Ehrlich? Und ich dachte, sie nimmt uns nur auf den Arm.“
„Nein. Das war ehrlich gemeint. Wir sollten also unbedingt darauf achten, ihr auch wirklich neun Opfer gleichzeitig zu bringen.“
„Aber wie sollen wir denn neun Menschen auf einmal hierher bekommen?“
„Menschen gibt es überall. Das sollte doch kein Problem sein.“
„Aber was machen wir mit dem Drachen dort draußen? Der versperrt uns doch den Rückweg. Vorhin hätte er fast eine von uns gefressen. Dem sollten wir besser nicht zu nahe kommen. Selbst wenn wir ungesehen raus kommen und es uns gelingt, an ihm vorbei zu schleichen, wird er es sicher merken, wenn wir mit so vielen Zweibeinern wieder zurück kommen. Zweibeiner machen in solchen Situationen immer eine Menge Lärm. Die sind fiel schlimmer, als Tiere. Keine anderen Wesen machen so ein Theater, wenn sie erbeutet werden.“

„Wir dürfen nicht unseren Haupteingang nehmen. Da der unter Wasser liegt, wäre das mit diesen luftatmenden Menschen nicht so einfach. Wenn wir zu langsam sind, ertrinken die, bevor wir im Tempel ankommen. Aber wir haben doch noch diesen kleinen, geheimen Notausgang im Wald.“
„Aber der ist so eng und unbequem.“
„Aber ein Drache kann uns dort nicht folgen. Denn dafür ist er eindeutig zu groß. Aber wir Nagas kommen da gut durch. Es hat eben auch Vorteile, einen schlangenähnlichen Körper zu haben.“
„Hm... na gut. Dann gehen wir besser gleich los. Bevor diese Wichtigtuerin von Hydra erst richtig schlechte Laune bekommt.“
„Psst. Rede nicht so über sie. Wenn sie dich hört, dann wird sie wirklich ungemütlich. Und das wäre dann sehr unangenehm.“
„Wir müssen den Drachen aber trotzdem loswerden. Einer von uns könnte ihn doch ablenken, während der Rest von uns die Menschen besorgt“, schlug eine andere der Nagas vor.

„Gute Idee. Das sollten wir machen. Aber für denjenigen, der den Drachen ablenken soll, könnte das gefährlich sein. Es gibt keine Garantie, dass er lebend wieder zurückkommt. Meldet sich einer freiwillig?“
„Ich werde es tun. Mich erwischt der nie. Ich bin der Schnellste von uns“, bot sich schnell eine der Nagas an.
„Gut, dann ist es entschieden. Viel Glück.“

Freitag, 12. September, 15:00 Uhr (Im Wald in der Nähe des Tempels der Hydra)

Thoraldur hatte inzwischen wieder das Wasser verlassen und wärmte sich etwas in der Sonne am Seeufer auf. Den halben See hatte er nach diesen Nagas abgesucht, aber keine einzige von ihnen gefunden. Wohin waren die nur alle verschwunden, fragte sich Thoraldur. Während er noch so darüber nachdachte, hörte er in einiger Entfernung am Waldrand jemanden rufen: „Hey, Drache! Fang mich doch. Wetten, dass du mich nicht erwischst? Ihr Drachen seid doch alle viel zu faul und träge zum Jagen.“
„Was? Sollte das etwa eine Beleidigung sein? Du spinnst wohl. Ich brauche keine fünf Minuten um dich zu erwischen“, knurrte Thoraldur ärgerlich.
„Dann fang mich doch“, lachte die Naga und kroch schnell tiefer in den Wald hinein. Thoraldur ahnte nicht, dass das nur ein Ablenkungsmanöver sein sollte. Er lief nur schnell der Naga hinterher, ohne sich noch mal umzudrehen.

Kaum war der Drache außer Sichtweite, verließen alle anderen Nagas durch den Geheimausgang den Tempel der Hydra und machten sich sofort auf den Weg, ihre Beute zu suchen. Dabei beeilten sie sich, denn sie wollten nach Möglichkeit vor dem Drachen wieder zurück sein.
„Hoffentlich klappt das. Was, wenn sich der Drache nicht lange genug ablenken lässt?“
„Dann rennen wir alle gleichzeitig zum Tempel zurück. So viele von uns kann auch der größte Drache nicht gleichzeitig erbeuten. Vielleicht würde es eine oder zwei von uns erwischen, aber der Rest hat eine gute Chance.“
„Toll. Das beruhigt mich jetzt wirklich sehr“, meinte eine der Nagas wenig überzeugt.
„Sei kein Feigling. Wir sollten uns besser auf die Zweibeiner konzentrieren. Dort hinten ist die nächste menschliche Siedlung. Dort finden wir alles, was die Hydra haben will. Kommt mit.“
Eine ganze Gruppe von Nagas machte sich nun auf den Weg zu dem Menschendorf.


Freitag, 12. September, 15:15 Uhr (Im Menschendorf)

Nur wenige Minuten später trafen die Nagas in dem Menschendorf ein. Jetzt, am helllichten Nachmittag waren zahlreiche Menschen dort unterwegs und jeder von ihnen könnte eine leichte Beute sein.
Natürlich fielen all die Nagas sofort auf und viele der Menschen rannten sofort davon, als sie bemerkten, was sich ihnen näherte.
„Seht mal dort drüben. Da ist eine ganze Gruppe von diesen Zweibeinern. Und es sind genau neun. Die kreisen wir ein und nehmen sie mit“, sagte eine der Nagas und deutete dabei auf eine kleine japanische Touristengruppe.

Freitag, 12. September, 15:20 Uhr (Im Menschendorf)

Raimund war ziemlich genervt. Warum hatte er nur diesen Job als Touristenführer angenommen? Den ganzen Tag musste er durch dieses blöde Dorf laufen und noch blöderen Touristen all die Sehenswürdigkeiten zeigen. Anfangs schien ihm das ein ganz netter Nebenverdienst zu sein. Aber inzwischen hätte er all diese Leute gerne zum Teufel gewünscht. Und diese Japaner waren die schlimmsten. Die wollten alles sehen und am liebsten auch von jedem Haus mindestens drei Fotos machen.
Doch heute lief diese Führung nicht ganz so ab, wie Raimund es sich vorgestellt hatte. Zumindest, als Raimund mit seiner Gruppe an den Dorfrand kam.

„Und das hier ist unsere Stadtmauer. Erbaut wurde sie schon im dreizehnten Jahrhundert und im sechzehnten Jahrhundert wurde sie noch einmal deutlich verstärkt. Etwa alle fünfzig Meter befindet sich ein kleiner Turm, auf dem früher Wachen standen“, sagte Raimund. Jetzt fragt gleich einer, ob man auf diese Türme auch heute noch rauf kann, dachte sich Raimund. Doch diesmal kam es nicht mehr dazu. Plötzlich kamen aus allen Richtungen Nagas auf sie zu.

„Oh seht mal. Nagas. Wie cool“, sagte einer der Japaner und zückte sofort seinen Fotoapparat.
Raimund drehte sich um. „Was ist das denn?“, murmelte er. So etwas war ihm in all seinen bisherigen Führungen noch nicht begegnet.
Raimund zögerte kurz. Er war sich nicht sicher, ob diese Nagas gefährlich waren oder nicht. Doch durch sein Zögern vertat er jede Chance zu einer Flucht. Bevor er überhaupt wusste, was geschah, war er mitsamt seiner Gruppe umzingelt.

„Was... was wollt ihr von uns?“, fragte er, nicht sicher, ob diese Nagas ihn überhaupt verstehen konnten.
„Folgt uns. Dann werdet ihr es schon merken“, zischelte eine der Nagas Raimund zu.
Besonders bedrohlich wirkten diese Nagas auf Raimund nicht und auch die japanischen Touristen schienen keine Angst vor ihnen zu haben. Im Gegenteil. Sie schienen das für eine Art Scherz zu halten. Und Raimund wollte ihnen besser nicht sagen, dass auch er keine Ahnung hatte, was die Nagas wirklich von ihnen wollten. Um die Nagas nicht zu verärgern, sagte Raimund: „Wir gehen besser erst mal mit ihnen mit. Bleiben Sie ruhig und geraten Sie nicht in Panik.“

Ob diese Nagas wohl auch Menschen fressen? Diese Frage schoss Raimund durch den Kopf. Raimund würde das vielleicht sogar gefallen, doch er konnte sich nicht vorstellen, dass diese Nagas groß genug waren, um einen Menschen tatsächlich verschlingen zu können. Sie waren zwar nicht gerade klein, aber sie sahen nicht so aus, als ob sie Menschen als Beute ansehen könnten. Deshalb blieb Raimund völlig unbesorgt und leistete auch keinen Widerstand.

Freitag, 12. September, 15:30 Uhr (Im Tempel der Hydra)

Die Nagas führten die Gruppe Menschen in den Wald und in Richtung ihres Tempels. Dabei sahen sie sich immer wieder misstrauisch um. Doch von dem Drachen war nichts zu sehen.
„Jetzt zeigen wir euch ein paar echte Sehenswürdigkeiten. Nicht diese langweiligen Häuser der Zweibeiner, sondern etwas richtig Schönes“, erklärte eine der Nagas der Gruppe. Die Japaner waren sofort interessiert. Nur Raimund blieb noch immer misstrauisch.
Nicht dass er Angst davor hätte, vielleicht als Beute herhalten zu müssen. Diese Vorstellung gefiel ihm insgeheim sogar. Aber wenn schon, dann wollte er sich nicht unbedingt von einer Naga fressen lassen. Ein Drache würde ihm da besser gefallen.

„Dort drüben durch diese schmale Öffnung bitte“, sagte eine der Nagas zu der Gruppe. Sie waren inzwischen ungesehen an dem kleinen zweiten Eingang des Tempels angekommen. Er lag so versteckt, dass man ihn kaum sehen konnte.
„Cool, eine Nagahöhle“, meinte einer der Japaner und quetschte sich als erster durch die enge Öffnung. Niemand außer Raimund schien auch nur zu ahnen, dass das vielleicht keine so gute Idee war, da hinein zu gehen. Doch Raimund wollte die Gruppe auch nicht allein lassen. Deshalb folgte er den Leuten als Letzter auch durch den engen Eingang.

„Was... was habt ihr mit uns vor?“, fragte Raimund ein wenig schüchtern eine der Nagas.
„Das ist eine gute Frage, kleiner Zweibeiner. Wir haben eigentlich mit euch gar nichts vor. Aber die Hydra würde euch gerne sehen. Euch alle. Gleichzeitig. Und wenn es geht in eurer natürlichen Form.“
„Natürliche Form? Was meinst du damit?“
„Ohne diese künstliche Haut, die ihr immer um euren Körper tragt.“
„Das ist keine Haut, das sind einfach nur Klamotten“, erklärte Raimund grinsend.
„Weg damit. Dann werden wir euch zu der Hydra führen. Sie wird sich freuen, euch zu sehen.“
„Hydra? Hier gibt es also eine Hydra?“, fragte Raimund nicht sicher, ob er erschrocken oder erfreut sein sollte. Raimund hatte während seiner zahlreichen Reisen schon so manches gesehen aber eine Hydra war ihm bislang noch nie untergekommen. Das weckte natürlich seine Neugier und so tat er auch alles, was die Nagas von im verlangten.
Die japanischen Touristen waren jedoch nicht ganz so begeistert davon, als sie hörten, dass sie sich ausziehen sollten.

„Wenn ihr es nicht tut, dann wird die Hydra denken, dass ihr etwas vor ihr verbergen wollt. Und dann wäre sie sicher nicht sonderlich erfreut. Also tut besser, was wir euch sagen.“
Zögernd legten die Touristen nun ihre Kleidung ab. Einer von ihnen fragte: „Kann ich nicht wenigstens die Unterhose anbehalten?“
Bevor sie antworteten, tuschelten die Nagas miteinander. „Von mir aus soll er die Unterhose doch anbehalten. Die wird der Hydra schon nicht allzu schwer im Magen liegen.“
Die Nagas hatten wirklich nur sehr leise miteinander gesprochen, doch Raimund hatte den letzten Satz verstanden. Mit seinem Verdacht, die Nagas wollten sie nur verfüttern, lag er anscheinend gar nicht so falsch. Doch er freute sich. Eine Chance, von einer Hydra verschlungen zu werden, würde er wohl so schnell nicht wieder bekommen. Das würde sich sicher auch nicht schlechter anfühlen, wie bei einem Drachen. Jetzt hatte Raimund beste Laune und zog sich vollständig aus. Dabei war er jedoch der einzige, der auch seine Unterwäsche ablegte.

„Warum dauert das denn so lange? Wird das heute noch mal was?“, hörte Raimund eine ungeduldige Stimme aus einiger Entfernung. Das musste wohl die Hydra sein. Besonders freundlich klang sie nicht. Aber vielleicht änderte sich das, wenn er sich als freiwilliges Opfer anbot, dachte sich Raimund und war entschlossen, sich diese Chance nicht entgehen zu lassen.
„Folgt mir bitte. Eine Hydra lässt man nicht warten“, sagte eine der Nagas und kroch voran. Zögernd folgten die Japaner und Raimund ihr nach.

Freitag, 12. September, 15:25 Uhr (Im Wald in der Nähe des Tempels der Hydra)

Wenige Minuten zuvor versuchte Thoraldur, diese einzelne Naga einzufangen. Im Wald war es gar nicht so einfach, sie zu erwischen.
Verfluchte Bäume, dachte sich der Drache. Hier kam er einfach nicht so schnell voran, wie auf freiem Gelände. Doch er wollte die Hydra keinesfalls entkommen lassen.
„Komm doch, du fetter Drache. Du erwischt mich nie.“
„Ach ja? Das werden wir ja sehen, du freche Naga. Du hast ja nicht mal Flügel. Du kannst mir nicht entkommen“, knurrte Thoraldur.
Die Naga konnte sich erstaunlich schnell zwischen den Bäumen fortbewegen. Doch Thoraldur war entschlossen, sich nicht so leicht abhängen zu lassen.
Im dichten Wald hatte die Nage eine Chance, vor dem Drachen zu flüchten. Doch die Naga hatte nicht bedacht, dass der Wald auch irgendwo endet. Und auf einer freien Fläche würde der Drache sie sehr schnell erwischen. Das wurde der Naga sehr schnell klar. Wenn sie nicht sofort irgendein gutes Versteck fand, würde sie nicht entkommen können.

„Ich hätte in eine andere Richtung fliehen sollen“, murmelte die Naga noch und als sie sich umdrehte, sah sie, dass der Drache schon unmittelbar hinter ihr war.
„Verdammt. Das könnte ziemlich übel ausgehen“, murmelte die Naga und suchte verzweifelt nach einem Versteck. Doch da hatte sie keine Chance. Thoraldur war einfach schon zu dicht hinter ihr und es sah nicht so aus, als ob er jetzt diese Verfolgung abbrechen würde.
„Lass mich in Ruhe. Warum gehst du nicht lieber in das Menschendorf und suchst dir dort etwas Leckeres?“, fauchte die Naga mit einem Anflug von Verzweiflung in der Stimme.

„Vielleicht später. Aber jetzt bist erst einmal du an der Reihe“, erwiderte Thoraldur. Im nächsten Moment hatte er die Naga erreicht und hielt sie fest.
„Lass mich sofort los“, protestierte die Naga und versuchte sich loszureißen. Doch Thoraldur wollte sich diese Vorspeise natürlich nicht entgehen lassen. Er begann schon, die Naga gierig sabbernd abzuschlecken. Der Geschmack machte ihm Lust auf Mehr. Diese Naga wäre nur eine Vorspeise für ihn. Doch bevor er mit dem Essen begann, sagte er: „Und nun sag mir, wie ich diese Hydra finden kann.“
„Ich sage gar nichts“, knurrte die Naga.
„Solltest du aber. Vielleicht verschone ich dich, wenn du mir sagst, wie ich an diese Hydra rankomme. Also sag schon. Wo ist euer geheimer Eingang. Sprich!“
„Ich... ich...“

Thoraldur knurrte die Naga böse an.
„Der Eingang... der Eingang befindet sich... du passt da nicht durch. Du bist viel zu fett“, entgegnete die Naga.
„Wie bitte? Wirst du jetzt auch noch frech? Ich bin nicht fett. Ich bin ein großer und starker, aber schlanker Drache“, fauchte Thoraldur und blies ärgerlich ein paar Rauchwölkchen auf die Naga.
Die Naga hustete. „Ähm... aber du bist zu groß.“
„Ich glaube dir kein Wort. Der Eingang muss groß genug sein. Wenn eine Hydra da durchpasst, dann schaffe ich das auch. Also wo ist er?“
„Er ist... er ist... unter Wasser in dem See.“
„Und wo genau? Ich habe den See schon abgesucht und nichts gefunden.“
„An der einen Seite des Sees gibt es eine Höhle, die zur Hälfte unter Wasser steht. Dort drinnen befindet sich der Eingang. Aber er liegt unter Wasser. Man muss ein Stück tauchen um hinein zu kommen.“
„Na also. Bestens. Dann kann ich dich ja unbesorgt fressen.“
„Was? Aber... aber... ich habe dir alles gesagt, was du wissen wolltest“, protestierte die Naga.
„Genau. Ich habe alles von dir erfahren, was ich wissen wollte. Jetzt hast du keinen Wert mehr für mich. Außer den einer kleinen Mahlzeit“, erwiderte der Drache und begann die Naga Kopf voran in sein Maul zu befördern.

Die Naga zappelte und wehrte sich verzweifelt, doch Thoraldur gab ihr keine Chance für eine Flucht. Gierig begann er, sie langsam und genüsslich zu verschlingen.
Als der Kopf der Naga dem Drachen bereits tief im Hals steckte, knurrte die Naga: „Lass mich sofort raus, oder ich beiße dich.“
„Du kannst es ja gerne mal versuchen. Aber ich habe keine Angst vor dir. Nagas sind doch für Drachen wie mich völlig ungefährlich“, erwiderte Thoraldur und schluckte erneut. Die Naga konnte sich nicht halten und rutschte immer schneller den Drachenhals hinab.
Thoraldur schnurrte leise. Diese Naga fühlte sich sehr angenehm in seinem Hals an. Und es stellte auch keinerlei Problem dar, sie zu verschlingen. Schon nach wenigen Minuten war das erledigt und Thoraldur schloss hinter seiner Vorspeise sein Maul.

„So, Nummer eins wäre geschafft. War sehr lecker. Und jetzt schnappe ich mir noch die Hydra. Die wird sicher ein ganz besonderer Genuss für mich sein“, verkündete Thoraldur lachend.
„Ja, mach das nur. Die Hydra wird dich töten, Drache. Mit ihr springst du nicht so um, wie mit mir“, fauchte die Naga, die gerade in Thoraldurs Magen gelandet war.
„Das werden wir dann schon sehen. Hehehe“, lachte Thoraldur. Er glaubte nicht, dass von der Hydra eine Gefahr ausgehen könnte.
In Thoraldurs Magen befanden sich noch einige halb verdaute Überreste des großen Wolfes, den er vor einiger Zeit hatte. Das machte es für die Naga noch unangenehmer. „Igitt. Sieht ja schrecklich aus. Nur noch Knochen und Fell. Bäh. Und ich bin wohl die nächste“, murmelte die Naga ängstlich, aber so leise, dass es der Drache nicht hören konnte.

Nun, da er endlich Beute gemacht hatte, verbesserte sich Thoraldurs Laune deutlich. Leise vor sich hin summend machte er sich kurz darauf auf den Weg zurück zum Tempel der Hydra. Diesmal würde er den Eingang sicher sofort finden, denn jetzt wusste Thoraldur, wo er suchen musste.
Schon bald hatte der Drache den See erreicht. Die Naga fluchte und fauchte inzwischen so laut in seinem Inneren, dass Thoraldur schon fürchtete, dass die Hydra durch den Lärm gewarnt werden könnte. Dennoch stieg Thoraldur in den See und diesmal dauerte es nicht lange, bis er den von der Naga beschriebenen Unterwassereingang fand. Um in den Tempel zu gelangen, musste man tauchen. Leider war nicht zu erkennen, wie weit man tauchen musste, bevor man wieder Luft holen konnte. Thoraldur zögerte. Das war unangenehm. Doch wenn die Nagas, die allesamt Luftatmer waren, den Tempel auf diesem Weg betreten konnten, ohne dabei zu ertrinken, dann konnte es nicht allzu weit sein und Thoraldur würde es dann sicher auch mühelos schaffen. Schließlich hatte er die Luft immer sehr lange anhalten können, wenn es darauf angekommen war. Thoraldur holte ein paar mal tief Luft und tauchte dann durch die enge, unter Wasser stehende Öffnung.

Freitag, 12. September, 15:45 Uhr (Im Tempel der Hydra)

Raimund stand einfach nur mit höchst erstauntem Gesicht da und wusste nicht, was er sagen sollte. Vor ihm und der Touristengruppe stand tatsächlich eine Hydra.
„Cool!“, rutschte es aus ihm heraus. Mit so einem Wesen hatte er hier in dieser Gegend gewiss nicht gerechnet. Die neun Köpfe sahen ziemlich bedrohlich aus, doch Raimund hatte keine Angst. Selbst die Vorstellung von einem der Kopfe verschlungen zu werden, fürchtete Raimund nicht. Im Gegenteil. Insgeheim hoffte er sogar, dass genau das passieren würde.

„Kommt näher und bitte alle nebeneinander in einer Reihe aufstellen“, sagte die Hydra mit allen ihren neun Köpfen gleichzeitig. Raimund musste ein Grinsen unterdrücken, denn es hörte sich in seinen Ohren ziemlich komisch an, wenn neun Köpfe gleichzeitig mit genau der gleichen Stimme exakt die gleichen Worte sprachen. Zögernd stellte er sich als einer der ersten direkt vor die Hydra. Erst nach und nach stellten sich auch die Japaner links und rechts neben Raimund auf. Manche von ihnen schienen das noch immer für eine Inszenierung für Touristen zu halten. Doch Raimund brachte es einfach nicht fertig, ihnen die Wahrheit zu sagen.

Ein wenig unruhig wurde die Gruppe allerdings, als die Hydra begann, neugierig an den vor ihr stehenden Leuten zu schnuppern.
„Ich habe noch nie eine Hydra gesehen. Lebst du schon lange hier?“, fragte Raimund, um die Hydra auf andere Gedanken zu bringen. Er wollte zwar gefressen werden. Aber nicht sofort. Alles zu seiner Zeit, dachte sich Raimund.

„Länger als jeder derzeit lebende Zweibeiner in diesem Land“, antwortete die Hydra nun mit nur einem ihrer Köpfe.
„Gibt es hier noch mehr von deiner Sorte?“
„Einst gab es sehr viele von uns. Doch dann wurde es immer schwieriger, noch genug Lebensraum für uns zu finden. Als Hydra kann man nur an gut versteckten Orten leben und überleben. Und das ist hauptsächlich die Schuld von euch blöden Zweibeinern.“
„Also an mir soll es nicht liegen. Selbst wenn du bei mir zu Hause in meinem Garten wohnen möchtest, hätte ich nichts dagegen. Im Gegenteil. Du wärst sicher ein prima Wachhund... oder eine Wachhydra“, sagte Raimund ein wenig unbedacht.

Die Hydra starrte ihn finster an und knurrte: „Du hast also vor, mich auszunutzen. Weil ihr Menschen zu dumm seid, euch selbst zu verteidigen, schickt ihr andere vor, die stärker sind als ihr selbst. Aber da mache ich nicht mit. Zweibeiner werden von mir bestenfalls noch als Hauptgericht geduldet.“
„Nein. Ich will dich nicht ausnutzen. Das würde ich mir nie erlauben.“
„Das will ich hoffen. Ich würde mich nämlich niemals in den Dienst eines Wesens stellen, dass nur ein Gehirn hat“, erwiderte die Hydra. „Und jetzt genug gequatscht. Ich habe Hunger. Bleibt ganz ruhig stehen, damit ich euch leichter schlucken kann.“

Raimund war sehr aufgeregt. Die Hydra wollte sie also tatsächlich alle fressen. Perfekt. Dann brauche ich sie wenigstens nicht darum zu bitten, dachte er sich.
„Kannst du uns lebend verschlingen?“, fragte Raimund strahlend.
„Das habe ich zumindest vorgehabt. Falls meine anderen Köpfe nichts dagegen haben. Aber die schlucken für Gewöhnlich alles, was ihnen vor die Nase kommt.“
Bevor die Touristengruppe noch reagieren konnte, öffnete die Hydra alle ihre neun Mäuler und beförderte in jedes davon einen der Menschen hinein. Raimund wurde von einem der Köpfe in der Mitte geschnappt. „Warte noch... darf ich... darf ich zusehen, wie du die anderen verschlingst?“, fragte Raimund noch.

„Wozu?“
„Weil... weil mir der Anblick gefällt“, antwortete Raimund.
Tatsächlich ließ die Hydra Raimund wieder raus und erwiderte: „Also gut. Aber glaube bloß nicht, dass du heimlich weglaufen kannst.“
Begeistert sah Raimund dabei zu, wie die Hydra die acht Japaner mit offensichtlich großem Genuss verschlang. Raimund genoss diesen Anblick jedoch mindestens genauso, wie die Hydra.

Es war deutlich zu sehen, wie die Menschen langsam immer tiefer in die zahlreichen Hälse der Hydra befördert wurden
Er fragte sich, ob all die verschluckten Menschen wohl auch in verschiedenen Mägen landeten, oder ob sie alle in einen einzigen Magen landen würden. Raimund konnte sich nicht verkneifen, die Hydra danach zu fragen.

„Das kann auch nur ein Eingehirner fragen. Die Menschen landen natürlich alle zusammen in einem Magen. Wir Hydras haben zwar zwei Mägen, aber unsere Beute landet trotzdem zuerst immer in Magen Nummer eins. Der dient dazu unsere Beute erst mal aufzunehmen, sie aufzuweichen und dann schön langsam zu töten und schließlich das Fleisch zu zersetzen. Was danach noch übrig ist, also Knochen, Fell und andere schwer verdauliche Reste, werden weiter in Magen Nummer zwei befördert. Der ist dazu da, diese schwer verdaulichen Dinge so gut es geht aufzulösen. Danach bleiben kaum noch Reste übrig. Und Ihr Zweibeiner seid da noch nie ein Problem gewesen. Aber du wirst schon sehr bald selbst sehen, wie das funktioniert. Und jetzt genug gefragt. Die anderen acht Zweibeiner sind schon im Magen angekommen. Und jetzt wird es Zeit, dass du ihnen endlich folgst.“

„Könnte ich nicht noch ein wenig zuhören, wie diese Menschen in dir jammern, während du sie verdaust?“, fragte Raimund.
„Sicher. Das kannst du aus nächster Nähe hören. Denn du wirst direkt bei ihnen sein. Hehehe“, lachte die Hydra und einer ihrer Köpfe öffnete gierig sabbernd das Maul.
Raimund starrte in das Maul hinein. Er hatte keine Angst davor, gleich verschlungen zu werden. Im Gegenteil. Die Vorstellung erregte ihn und er hoffte, dass man ihm das nicht gleich ansehen konnte. Wenigstens hatte die Hydra die Japaner schon gefressen. So gab es niemanden mehr, der es sehen konnte. Von der Hydra selbst einmal abgesehen. Selbst die Nagas hatten den Raum verlassen. Sie waren wohl froh, der Hydra nicht zu nahe kommen zu müssen.
„Wie ich sehe, gefällt dir, was du siehst“, sagte die Hydra lächelnd.

Raimund war es ein wenig peinlich, und er wusste nicht, was er antworten sollte. Bevor er noch etwas sagen konnte fuhr die Hydra fort: „Keine Sorge, Kleiner. Vor mir brauchst du nicht schüchtern zu sein. Ich mag Männer, die sich nicht scheuen, ihre Gefühle offen zu zeigen.“
„Ähm... ich... ich...“
„Ich weiß schon, dass dich die Vorstellung erregt, gleich gefressen zu werden. Dabei bist du nicht der erste Zweibeiner, dem es so geht. Ich habe schon so viele von deiner Art gefressen und gelegentlich trifft man auch immer mal wieder auf einen, der das mag“, erklärte die Hydra.
Raimund starrte weiter in das Maul der Hydra. Oder besser gesagt, in eines der neun Mäuler. „Ja... ich mag das. Da hast du Recht“, gab Raimund schließlich zu.
„Gut. Dann sollten wir nicht mehr länger zögern. Wenn ich zu lange warte, nehmen mir meine anderen Köpfe noch diesen Leckerbissen weg. Und ich will auch etwas haben.“
„Kannst du denn nicht steuern, was deine anderen Köpfe tun?“, fragte Raimund ein wenig verwundert.

„Nein. Das geht nicht. Jeder Kopf ist ganz allein für sich selbst verantwortlich und kann keinen anderen Kopf steuern. Deshalb streite ich mich auch manchmal mit mir selbst um die größten Leckerbissen.“
„Aber wozu mit sich selbst streiten? Wenn es eh im gleichen Magen landet, ist es doch egal, welcher Kopf etwas isst, oder?“
„Ha. Das war auch wieder mal typisch für dumme Eingehirner wie dich. Es macht sehr wohl einen Unterschied. Für mich zumindest. Und jetzt wird es höchste Zeit, dass ich endlich auch etwas bekomme. Halte still, Kleiner. Dann geht es leichter und schneller“, erwiderte die Hydra und nahm Raimund nun ganz in ihr Maul.
Raimund unternahm nicht einen einzigen Versuch, sich selbst zu retten. Er wollte genau das, was auch die Hydra wollte. Und das möglichst, bevor die Verdauung einsetzt. Wenn der Magen der Hydra erst damit begann, diese Japaner zu verdauen, würde es mit dem Spaß sicher schnell vorbei sein.

Dennoch genoss Raimund es so lange wie möglich. Er streichelte leise stöhnend über die Zunge der Hydra und es machte ihm nichts aus, als seine Füße langsam von den Schlundmuskeln der Hydra erfasst wurden.
Langsam rutschte er tiefer und nach ein paar Minuten glitt er genießend ganz in den Hals der Hydra. Dieser Hals war dehnbarer, als es auf den ersten Blick aussah. Es war jedenfalls überhaupt kein Problem, einen Menschen als Ganzes zu verschlingen. Das hatte Raimund ja schon genau beobachten können, als die Hydra diese Japaner gefressen hatte. Und nun, da er selbst verschlungen wurde, stöhnte er lustvoll auf. Es war ihm egal, in diesem Moment eine Erektion zu bekommen. Im Inneren eines Hydramagens würde es sicher dunkel genug sein, dass auch die Japaner das nicht sehen konnten, dachte sich Raimund.

Mit einem leisen Glucksen, wurde Raimund durch eine Engstelle gepresst und war im nächsten Moment am Ziel.
Hier war es ziemlich heiß, feucht und durch die vielen Japaner auch sehr eng. Allein wäre es hier sicher viel schöner gewesen, dachte sich Raimund. Gerade jetzt wünschte er sich, allein zu sein. Denn dann hätte er seine Ruhe gehabt und es hätte auch niemand bemerkt, dass er die Tatsache, gerade verschlungen worden zu sein, besonders erregend fand. Gerne hätte er jetzt an sich herumgespielt bis... aber nicht jetzt. Nicht vor all diesen Leuten, dachte er sich.

Freitag, 12. September, 16:00 Uhr (Am geheimen Unterwasser-Tempeleingang)

Thoraldur hielt die Luft an. Seine Lungen brannten schon, doch er musste weiter. Nicht mehr weit, dachte er sich. Gleich da vorne gibt es wieder Luft.
Es war ganz schön anstrengend, so weit zu tauchen, ohne dabei atmen zu können. Doch jetzt konnte er nicht mehr umdrehen.
Der Weg unter Wasser war länger, als Thoraldur erwartet hatte. Endlich, in letzter Sekunde konnte er auftauchen.

„Puh. Na hoffentlich gibt es noch mehr Ausgänge. So weit zu tauchen ist anstrengend“, murmelte Thoraldur. Diese Nagas scheinen die Luft doch länger anhalten zu können, als erwartet. Aber das hilft denen jetzt auch nichts mehr. Falls ich nach der Hydra noch Hunger haben sollte, schnappe ich mir vielleicht noch eine zum Nachtisch, nahm sich Thoraldur vor.

Von der einen Naga, die er vorhin verschlungen hatte, waren inzwischen kaum noch verständliche Laute zu hören. Ihr ging es mittlerweile schon ziemlich schlecht. Thoraldur lächelte. Die würde ihm sicher keinen Ärger mehr machen.
Thoraldur ging ein Stück tiefer in den Tempel hinein. Er war größer, als der Drache angenommen hatte. Egal, dachte er sich. Dann gab es wenigstens genug Platz, um gegen die Hydra zu kämpfen.

Grinsend schaute sich Thoraldur seine giftigen Klauen an. Die könnten heute sicher noch nützlich sein, dachte er sich. Leise schlich er sich voran. Die Hydra konnte nicht weit sein. Hinter einer Tür hörte er Geräusche. Doch als er an der Tür lauschte, wusste er, dass sich dahinter nur die Nagas befanden. Gut zu wissen, wo sie sind, dachte er sich und schlich leise weiter.

Zuerst wollte er sich die Hydra vornehmen. Die Nagas interessierten ihn vorerst noch nicht.
Hier irgendwo musste sie sein. Er konnte sie schon riechen. Bald erreichte Thoraldur eine weitere Tür, die reichlich verziert war. Sie war groß genug, dass auch ein Drache problemlos die Tür benutzen konnte. Vorsichtig lauschte Thoraldur an der Tür. Hinter der Tür waren Stimmen zu hören, jedoch nicht laut genug, als dass er hätte verstehen können, worum es ging.

Wenn ich einfach hinein gehe, werden sie gar nicht dazu kommen, sich groß zu verteidigen. Die Überraschung ist auf meiner Seite, dachte sich Thoraldur und er öffnete im nächsten Moment die Tür und trat ein.

Freitag, 12. September, 16:15 Uhr (Im Tempel der Hydra)

Raimund war inzwischen im Magen der Hydra angekommen. Mit all diesen Japanern war es zwar ziemlich eng, aber dennoch gefiel Raimund der Ort, an dem er sich befand. Den Japanern war die Freude inzwischen ein wenig vergangen. Anfangs hatten sie all das noch für einen Scherz gehalten, doch inzwischen begann die Haut der Menschen immer unangenehmer zu jucken und bald zu schmerzen. Jetzt wollten sie nur noch raus.

Raimund hatte jedoch noch keine Probleme. Er war aber auch erst später als die Japaner im Magen der Hydra angekommen. Er sah sich um. Viel konnte er in der Dunkelheit zwar nicht erkennen, doch es war aufregend, die Magenwände abzutasten. Sie fühlten sich schleimig und glitschig an.
„Ich hoffe, mein Magen kann deine Erwartungen auch erfüllen, Kleiner. Hehehe“, hörte er die Hydra sagen. So wie die Stimme klang, benutzte sie wohl wieder mehrere ihrer Köpfe gleichzeitig zum Sprechen.

„Oh ja. Es ist toll hier. Vielen Dank, dass du mich lebend verschluckt hast“, antwortete Raimund und er war froh, dass die Japaner nicht jedes seiner Worte verstehen konnten.

Die Hydra streichelte sich zufrieden über ihren Bauch. Neun Menschen waren für sie eine Menge Fleisch auf einmal. Man konnte ihr ansehen, dass sie randvoll gefressen war. Und wie immer, wenn sie so voll war, wurde sie müde. Gähnend wollte sie es sich gerade in ihrem weich gepolsterten Schlafnest bequem machen, als Thoraldur plötzlich eintrat.

Erschrocken sprang die Hydra wieder auf und knurrte den Drachen mit allen ihren neun Köpfen an. „Was hast du hier zu suchen?“, fauchte sie.
„Jetzt nichts mehr. Ich habe gerade gefunden, wonach ich suchte“, erwiderte Thoraldur grinsend und er versuchte die Größe der Hydra abzuschätzen. Das wird keine leichte Aufgabe, die zu verschlingen. Aber es könnte möglich sein, wenn ich sie erst kampfunfähig gemacht habe, dachte er sich.
„Du störst hier. Mach dass du verschwindest. Ich bin gerade dabei, neun Menschen zu verdauen und dabei kann ich keine Störung vertragen. Deshalb habe ich auch meine Diener fortgeschickt. Nur allein kann ich mich mit meiner Beute auch wirklich amüsieren.“

„Ich glaube, jetzt bin erst mal ich mit Amüsieren dran. Und ich werde mich sicher prächtig amüsieren, wenn ich dich fresse“, erwiderte Thoraldur. Er schaute sich die Hydra genau an. Mit der werde ich schon fertig, dachte er sich und knurrte leise und voller Vorfreude auf eine so große Beute.
Die Hydra schaute Thoraldur zuerst überrascht, dann belustigt an. Sie schien den Drachen nicht für eine Gefahr zu halten, denn bald schon begann sie mit allen ihren neun Köpfen im Chor zu lachen.

„Hahahahahahahahaha. Du willst mich fressen? Das ich nicht lache. Dazu bist du doch niemals in der Lage. Selbst ein Wesen mit nur einem Gehirn wie du, sollte das erkennen können.“
„Ein Gehirn reicht vollkommen aus. Hauptsache der Magen ist groß genug“, erwiderte Thoraldur unbeeindruckt.
„Du kommst zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, Drache. Ich habe gerade erst neun Menschen verschlungen und will sie genüsslich verdauen. Die leben nämlich alle noch. Und den Spaß, zu hören und zu fühlen, wie diese Zweibeiner langsam sterben, will ich mir nicht entgehen lassen. Also verschwinde. Oder ich werde dafür sorgen, dass du verschwindest. Und zwar für immer“, knurrte die Hydra.
„Um so besser, dass du vollgefressen bist. Dann bist du träge und ich habe es leichter. Außerdem wird heute nur einer verschwinden. Und zwar du. Und das jetzt gleich. Hehehe“, knurrte Thoraldur und öffnete drohend sein Maul.
Davon ließ sich die Hydra allerdings nicht aus der Ruhe bringen. Sie erwiderte: „Sehr beeindruckendes Maul. Aber ich habe neun davon. Außerdem bin ich viel zu groß für dich.“

„Ich hab schon größere Hydras als dich gesehen“, behauptete Thoraldur. Doch das war gelogen. Genaugenommen hatte er noch nie eine Hydra gesehen, geschweige denn versucht, eine zu fressen. Gierig starrte er diesen Leckerbissen an. Es würde nicht leicht werden, diese Hydra zu verschlingen, ohne dabei gebissen zu werden. Alle neun Köpfe konnte Thoraldur nur schwer gleichzeitig daran hindern, ihn zu beißen. Doch der Drache vertraute auf seine dicke und gepanzerte Haut, die kaum zu durchdringen war und die Hydra schien keine besonders großen oder scharfen Zähne zu haben.
Ohne noch länger zu zögern, stürzte sich der Drache auf die Hydra und sofort begann ein harter Kampf. Thoraldur versuchte dabei immer, die Hydra mit seinen giftigen Klauen zu verletzen. Wenn ihm das oft genug gelang, wäre der Kampf ziemlich schnell entschieden, glaubte er.

Doch die Hydra wehrte sich ziemlich verbissen und für Thoraldur war es gar nicht einfach, sich gleich gegen neun Köpfe zu verteidigen, die alle gleichzeitig nach ihm schnappten.

Im Kampf wäre Thoraldur sicher mühelos in der Lage gewesen, der Hydra den einen oder anderen Kopf abzubeißen. Doch er hatte schon oft Geschichten gehört, dass in einem solchen Fall einer Hydra sofort zwei neue Köpfe an der gleichen Stelle nachwuchsen. Thoraldur hatte keine Ahnung, ob das stimmte, aber er wollte es besser nicht riskieren, dass die Hydra am Ende vielleicht noch mehr Köpfe bekam. Auch wenn er sich nicht so recht vorstellen konnte, wie die neuen Köpfe innerhalb von Minuten nachwachsen können sollten.

Aber wozu ein Risiko eingehen? Auch so würde Thoraldur mit der Hydra fertig werden. Es war nur eine Frage der Zeit.
„Hör sofort auf damit. Wie kommst du überhaupt auf die absurde Idee, dass Hydras essbar sein könnten?“, fauchte die Hydra ärgerlich.
„Ich weiß, dass Hydras sehr schmackhaft sind. Also erzähl mir nicht, man könnte euch nicht essen. Das wäre gelogen“, erwiderte Thoraldur lachend
Einer der Hydraköpfe biss Thoraldur jetzt in die Seite. Da so ein Drache jedoch ziemlich harte Hautschuppen hatte, richtete der Biss nicht viel Schaden an. Dennoch tat es weh und der Kampf zwischen dem Drachen und der Hydra wurde langsam immer heftiger.

Zur gleichen Zeit fragte sich Raimund, der noch immer im Magen der Hydra war, was da draußen nur los sein konnte. Er wurde ziemlich durchgeschüttelt und wurde immer wieder im Magen herumgeschleudert. Es war nicht möglich, sich noch auf den Beinen zu halten. Den Japanern ging es bereits sehr schlecht. Die Verdauung hatte schon ihre Spuren hinterlassen und manche von ihnen waren bereits tot oder lagen im Sterben.

Raimund ging es bisher aber noch gut. Zwar kribbelte und brannte seine Haut leicht, doch bisher war es noch auszuhalten. Er hätte gerne ein wenig Ruhe gehabt, doch die Hydra schien nach dem Essen allem Anschein nach nicht müde zu werden. Im Gegenteil. So wie Raimund im Magen hin und her geschleudert wurde, schien es wohl eher so, als ob die Hydra mit Sport gleich ein paar Kalorien abtrainieren wollte.

Es war ziemlich unangenehm. Warum konnte sich diese Hydra nicht einfach hinlegen und einen Verdauungsschlaf machen, wie es so viele andere große Wesen nach dem Fressen taten? Dass die Hydra gerade mit einem Drachen kämpfte, hatte Raimund noch nicht mitbekommen. Er fand die Situation, in der er sich befand einfach zu spannend und viel zu schön, um noch auf das zu achten, was außerhalb des Magens vor sich ging.

Er sah sich um. Der Magen hatte auf der oberen Seite neun Öffnungen. Wahrscheinlich führten sie alle zu einem anderen der neun Köpfe. Doch jede dieser Öffnungen war durch einen undurchdringbaren Muskelring verschlossen. Absolut keine Chance, sich da durchzuquetschen, dachte sich Raimund. Jedenfalls nicht, wenn die Hydra es nicht wollte. Doch Raimund gefiel es in dem Magen so gut, dass er gar nicht wieder raus wollte. Obwohl ihm bewusst war, dass er schon bald verdaut werden würde und sein Ende sicher nicht angenehm sein wird, blieb Raimund völlig entspannt. Genau das hatte er sich schon lange gewünscht. Wenn diese blöde Hydra wenigstens endlich Ruhe geben würde. Raimund hatte den Eindruck, als würde sie die ganze Zeit hin und her springen oder sich auf dem Boden wälzen. Doch warum sie das tat, wusste Raimund nicht. Doch er hatte den Eindruck, dass die Hydra nicht mehr allein war. Mit irgendjemanden hatte sie gerade gesprochen und ihre Stimme hatte sich dabei ziemlich wütend angehört.
Raimund spitzte die Ohren und versuchte zu verstehen, worum es ging. Bald schon wurde klar, dass die Hydra offenbar selbst angegriffen wurde. Aber was könnte einer Hydra dieser Größe schon gefährlich werden? Außer Drachen fiel Raimund da keine Art ein, die es mit Hydras aufnehmen könnte. Doch Raimund versuchte, sich zu entspannen. Ihm konnte der Verlauf dieses Kampfes egal sein. Im Magen der Hydra konnte ihm nichts passieren. Nun... abgesehen davon, dass er verdaut werden würde. Da er diesen Kampf ohnehin nicht beeinflussen konnte, entschied er sich, still zuzuhören. Vielleicht erfuhr er so auch, mit wem es die Hydra zu tun hatte.

Was wohl passiert, wenn die Hydra jetzt auch gefressen wird? Diese Frage schoss Raimund durch den Kopf. Und wenn die Hydra vielleicht selbst verschlungen werden würde, dann wäre Raimund im Magen eines Wesens gefangen, das sich wiederum im Magen eines noch größeren Raubtieres befand. Unwillkürlich musste er grinsen. Ihm konnte es im Grunde egal sein. Verdaut würde er so oder so werden, dachte sich Raimund und er hoffte, dass er lange genug durchhalten würde, um das Ende dieses Kampfes noch zu erleben. Langsam begann es nämlich auch für Raimund unangenehm zu werden. Seine Haut brannte schon ziemlich schmerzhaft und er war froh, dass es in dem Magen so dunkel war, dass er nicht sehen konnte, wie sie inzwischen aussah. Genaugenommen wollte er es auch gar nicht so genau wissen.

Für die Hydra verlief der Kampf schlecht. Sogar viel schlechter, als Raimund für möglich gehalten hatte. Sie hatte inzwischen einige ziemlich üble Verletzungen davongetragen und langsam ging ihr auch die Kraft aus. Sie wusste und spürte, dass sie den Kampf nicht mehr lange durchhalten konnte. Von Anfang an hatte sie die Kraft und Ausdauer des Drachens unterschätzt. Vielleicht waren es auch nur die Wunden, die der Drache der Hydra mit seinen giftigen Klauen beigebracht hatte, die sie vor allem schwächten.

„Du wirst schwächer. Das ist gut. Dann kann ich dich leichter verschlingen“, sagte Thoraldur gut gelaunt und er freute sich schon auf diese Mahlzeit. Inzwischen war er sich sicher, dass er diesen Kampf so gut wie gewonnen hatte. Zwar hatte auch der Drache einige ziemlich üble Bisswunden davongetragen, doch die hatten seinen Siegeswillen nicht brechen können. Und sie waren auch nicht so schlimm, dass sie ihn nennenswert hätten schwächen können. Auf jeden Fall waren diese Bisswunden nicht gefährlich und würden sicher nach ein paar Tagen verheilt sein.

Die Hydra knurrte nur. Es war ihr egal, was der Drache sagte. „Wenn du müde bist, wirst du eine sehr angenehme Beute für mich sein.“
„Ich bin nur deshalb müde, weil ich den Bauch voller Menschen habe. Wenn du neun Menschen verschluckt hättest, könntest du auch nicht mehr kämpfen“, fauchte die Hydra. Doch sie wusste, dass sie den Kampf verloren hatte. Sie hatte keine Kraft mehr und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
„Gibst du auf? Dann werde ich dich auch ohne weitere Schmerzen verschlingen. Wenn du weiter kämpfst, dann beiße ich dir nach und nach alle deine Köpfe ab“, knurrte Thoraldur.

„Mit so was solltest du einer Hydra nicht drohen. Meine Köpfe wachsen doppelt wieder nach, wenn du sie abbeißt“, knurrte die Hydra außer Atem.
„Aber wachsen die auch schnell genug nach? Ich glaube nicht, dass das schon passiert, bevor ich dich verschlungen habe. Aber wir können das gerne mal testen“, erwiderte Thoraldur und öffnete sein Maul.

Die Hydra fauchte und ging einige Schritte rückwärts. Zwar würde sie auch dann überleben, wenn der Drache ihr acht von neun Köpfen abbiss, doch darauf war sie gar nicht scharf. Denn trotz allem tat das ziemlich weh und leider hatte der Drache recht, wenn er glaubte, dass die Köpfe nicht so schnell nachwuchsen. Tatsächlich konnten Tage vergehen, bis die nachwachsenden Köpfe wieder einsatzfähig waren. Viel zu lange in ihrer Situation.
„Lass mich in Ruhe. Ich...ich gebe auf“, stöhnte die Hydra jetzt.
„Ach wirklich? Sehr gut. Endlich wirst du vernünftig“, erwiderte Thoraldur.

Thoraldur wusste, dass er gewonnen hatte. Die Hydra sah auch wirklich schon ziemlich mitgenommen aus. Eine leichte Beute für einen Drachen, dachte sich Thoraldur.
Da diese Hydra neun Köpfe hatte, war es kaum möglich, sie Kopf voran zu verschlingen. Viel einfacher schien es, sie einfach Schweif voran ins Maul zu nehmen. Doch dabei musste der Drache sicherstellen, dass sich die Hydra auch wirklich nicht mehr wehrte. Natürlich wollte er die Hydra jetzt auch noch nicht umbringen, denn er wollte, dass seine Beute so lange wie möglich am Leben blieb. Denn nur lebende Beute im Magen fühlte sich auch wirklich so schön angenehm an und Thoraldur mochte es immer, wenn sich seine Beute im Magen noch bewegte.

Am Besten versuche ich einfach, sie zu verschlingen. Sie wird sich schon nicht wehren, dachte sich Thoraldur und nahm vorsichtig den Schweif der Hydra in sein Maul.
Gerade, als Thoraldur den Schweif der Hydra schlucken wollte, begann diese sich jedoch wieder zu wehren. So schnell wollte sie nicht aufgeben. Ihre vielen Köpfe schnellten herum und verbissen sich in Thoraldurs Seiten. „Ich hätte wissen müssen, dass du mir etwas vorspielst. Es kam mir gleich verdächtig vor, dass du so schnell müde geworden bist. Aber das wird dir auch nichts helfen“, fauchte Thoraldur ärgerlich.

Und so ging der Kampf weiter. Diesmal allerdings noch blutiger und verbissener als zuvor.
Inzwischen ging es Raimund im Magen der Hydra auch nicht mehr so gut. Seine Haut schmerzte mit jeder Minute die verging stärker und die Luft war stickig und machte ihn langsam müde. Doch schlimmer war, dass die Hydra sich noch immer nicht ruhig verhielt. Jede Bewegung der Hydra, verschlimmerte Raimunds Schmerzen und inzwischen begann auch er leise zu jammern.

Plötzlich hörte Raimund die Hydra schreien. Sie musste im Kampf wohl verletzt worden sein. Doch Raimund hatte keine Möglichkeit zu erkennen, wie schlimm es war.
Thoraldur hatte während des Kampfes einen der Köpfe der Hydra abgebissen. Ohne, dass er das vorgehabt hatte. Doch jetzt war es passiert. Der Drache schluckte den abgebissenen Kopf einfach runter, ohne auf das Fauchen und Knurren der Hydra zu achten.

„Du mieser Drache. Das war einer meiner Lieblingsköpfe!“, knurrte sie nun außer sich vor Wut.
„Geschmeckt hat er jedenfalls sehr gut. Vielleicht sollte ich dir noch mehr Köpfe abtrennen“, erwiderte Thoraldur fies lachend.
„Nein. Lass es sein.“
„Nachgewachsen ist bis jetzt noch kein weiterer Kopf. Schon gar nicht zwei. Sicher stimmt das gar nicht, dass euch die Köpfe immer doppelt nachwachsen. Das sind alles Märchen“, höhnte der Drache um die Hydra noch etwas zu ärgern.
„Und ob die nachwachsen. Das geht nur nicht so schnell, wie du denkst.“

„Genug geredet. Es wird jetzt Zeit, etwas zu fressen. Also verhalte dich still, dann tut es auch nicht weh und es geht schneller“, sagte Thoraldur grinsend.
Mittlerweile hatte die Hydra tatsächlich kaum noch Kraft, um sich gegen den Drachen wehren zu können. Dennoch fauchte sie: „Meine Dienerinnen werden es nicht zulassen, dass du mich frisst. Sie werden dich dafür töten.“

„Ha. Vor deinen Dienerinnen habe ich keine Angst. Eine von der Sorte habe ich vorhin schon gefressen und sie hat mir auch ausgezeichnet gemundet. Du kannst ihr einen Gruß ausrichten, wenn du ihr gleich begegnest. Auch wenn ich nicht glaube, dass sie jetzt noch in der Laune ist, dir zuzuhören. Hehehe“, erwiderte Thoraldur lachend und nahm die Hydra jetzt wieder Schweif voran in sein Maul.
„Du mieser Drache! Das wirst du irgendwann bereuen.“

„Aber noch nicht jetzt. Jetzt werde ich es höchstens genießen“, erwiderte Thoraldur und begann den Schweif der Hydra zu schlucken. Diesmal würde er es schaffen. Da war er sich sicher. Die Hydra war nicht mehr in der Lage, nennenswerten Widerstand zu leisten und das wollte der Drache natürlich ausnutzen. Bald schon hatte er den Schweif der Hydra hinuntergeschlungen. Jetzt kam der schwierigere Teil. Gierig nahm er ihre Hinterläufe ins Maul. Die Hydra versuchte alles, um das zu verhindern, doch Thoraldur stellte sich dabei so geschickt an, dass er keinerlei Schwierigkeiten damit hatte.

„Lecker“, sagte er und schleckte die Hydra an allen nur erdenklichen Stellen ab. Die Hydra knurrte dabei ärgerlich, doch sie hatte keinerlei Chance, sich dagegen zu wehren. Diese Drachenzunge fühlte sich eigentlich sogar sehr gut an, dachte sie sich. Dennoch wollte sie besser nicht noch mehr von dieser Zunge kennen lernen. Oder gar von dem, was irgendwo dahinter kam. Sie zappelte, doch jede ihrer Bewegungen blieb wirkungslos. Es schien fast sogar so, als ob der Drache jede kleine Bewegung der Hydra ausnutzte, um sie nur noch schneller zu verschlingen.

Und es schmeckte ihm erstaunlich gut. Sein Appetit steigerte sich sogar noch weiter, je mehr von der Hydra er verschlungen hatte. Sie war eine ziemlich große Beute, doch nicht so groß, dass er es nicht schaffen könnte, sie ganz zu verschlingen. Der Drache schnurrte leise. Schon lange hatte er keinen solchen Leckerbissen mehr gehabt.
Raimund, dem inzwischen die Magensäure der Hydra schon ziemlich zugesetzt hatte, konnte zwar nicht sehen, was vor sich ging, doch nach allem, was er mitbekommen hatte, war der Kampf wohl entschieden und die Hydra, die ihn eben noch selbst verschlungen hatte, war gerade dabei, ebenfalls verschlungen zu werden. Obwohl Raimund wusste, dass er bald sterben musste, lachte er.

Selbst wenn er es jetzt irgendwie schaffen würde, aus dem Hydramagen herauszukommen, würde er dann nur in einem anderen noch größeren Magen landen.
Raimund spitzte die Ohren. Wenn er schon nichts sehen konnte, dann wollte er wenigstens hören, was vor sich ging. Tatsächlich konnte er immer wieder leise Schluckgeräusche hören und auch ein leises und dumpfes Schnurren. Der Fressvorgang war wohl im vollen Gange.

Zum Glück wurde die Hydra wenigstens an einem Stück verschlungen. Der Gedanke, dass er vielleicht mitsamt der Hydra von scharfen Zähnen zermalmt werden könnte, gefiel Raimund nämlich überhaupt nicht. Hoffentlich passiert das nicht, dachte sich Raimund und konzentrierte sich ganz auf die Geräusche um sich herum.
Zumindest lenkte ihm das etwas von seiner immer stärker schmerzenden Haut ab. Auch die Luft schien inzwischen langsam knapp zu werden. Angestrengt versuchte Raimund, die Schmerzen zu ignorieren. Zumindest schienen all die Japaner, die die Hydra vor Raimund gefressen hatte, inzwischen tot zu sein. Gut so. Dann können sie mir wenigstens nicht die wenige Luft wegatmen, die noch übrig ist, dachte sich Raimund.

Inzwischen hatte Thoraldur die Hydra schon fast vollständig verschlungen. Nur die zahlreichen Köpfe ragten ihm noch aus dem Maul heraus. Doch den schwierigsten Teil hatte Raimund schon geschafft. Jetzt brauchte er nur noch ein paar Mal schlucken und seine kräftigen Schlundmuskeln für sich arbeiten lassen. In wenigen Minuten würde er es geschafft haben. Schon jetzt konnte ihm die Hydra nicht mehr entkommen, da sie schon zum größten Teil verschlungen war. Ihr Schweif befand sich mittlerweile schon in Thoraldurs Magen.

Thoraldur genoss es sichtlich, diese Hydra zu verschlingen. Schließlich hatte er sich diese Beute auch hart erkämpft und auch Thoraldur hatte einige schmerzhafte Bisswunden und Kratzer davongetragen. Doch es war die Sache wert, dachte er sich und schluckte erneut. Gleich war es geschafft. Nur noch die Köpfe der Hydra musste er verschlingen. Zwar hatte er schon jetzt das Gefühl, dass nichts mehr in ihn hinein passte, doch irgendwie würde er diesen kleinen Rest schon noch schaffen.
Angestrengt schluckte er immer wieder und auch wenn es nur langsam voran ging, ging es voran. Schließlich war es geschafft. Er hatte die Hydra verschlungen. Man konnte ihm ansehen, dass eine große Beute in ihm steckte. Und er konnte auch das zusätzliche Gewicht spüren. Ob er so vollgefressen wie er war überhaupt noch fliegen konnte? Doch im Moment war ihm das egal. Er wollte einfach nur genießen und seine noch lebende Beute in sich spüren.

Er streckte sich aus und machte es sich bequem. Doch lange blieb er nicht ungestört. Einige der Nagas schlichen um den Drachen herum und beobachteten ihn zunächst aus sicherer Entfernung. Thoraldur versuchte, sie so gut er konnte zu ignorieren. Doch dann wagte sich doch eine der Nagas näher an den Drachen heran und sagte: „Das war ziemlich beeindruckend, wie du die Hydra gefressen hast.“
Thoraldur hatte keine Lust, sich mit den Nagas zu unterhalten. Er knurrte nur etwas und erwiderte unfreundlich: „Verschwinde!“
Doch die Naga ließ sich anscheinend nicht so leicht loswerden. „Du hast uns einen großen Gefallen getan. Die blöde Hydra hat uns schon seit Jahren dazu gezwungen, für sie zu arbeiten. Wir sind alle froh, dass wir sie endlich los sind.“

„Das ist mir egal. Quatsche mir hier nicht die Ohren voll, sonst gibt es für mich noch etwas früher als geplant noch mehr zu Essen“, knurrte der Drache.
„Aber ich wollte mich nur dafür bedanken.“
„Lass mich in Ruhe. Sei lieber froh, wenn ich euch nicht auch noch fresse. Einen von eurer Art hatte ich schon“, erwiderte Thoraldur.
Die Hydra, die dieses kurze Gespräch gehört hatte, fauchte jetzt außer sich und voller Wut auf. „Verräter! Du sollst gegen den Drachen kämpfen und dich nicht bei ihm bedanken!“

Die Hydra war eindeutig auch außerhalb des Drachens zu hören. Doch weder Thoraldur noch die Naga hörten auf das, was sie sagte. Die Nagas waren jedoch klug genug, sich nicht näher an den Drachen heran zu wagen und zogen sich schnell wieder zurück. Thoraldur war das egal. Selbst wenn sie alle diesen Tempel verlassen würden. Mit der Hydra hatte er bereits mehr Beute gemacht, als er zu hoffen gewagt hatte.

Im Drachenmagen war es eng, schleimig und ziemlich heiß. Wie hatte es nur dazu kommen können, hier zu landen? Ärgerlich knurrte die Hydra. So eine Schande. Ausgerechnet sie, die größte Jägerin des Landes sollte jetzt selbst verdaut werden? Das konnte doch nicht sein!
Sie tastete die Magenwände um sich herum ab. Doch hier gab es nichts Ungewöhnliches. Plötzlich ertastete sie den einen Kopf, den ihr der Drache vorhin im Kampf abgebissen hatte. „Hm... ich glaube, der gehört mir“, murmelte sie. Doch jetzt konnte sie mit diesem Kopf auch nichts mehr anfangen.
Die Magenwände schienen kaum verletzbar zu sein. Selbst wenn sie mit allen ihren acht verbliebenen Köpfen da hinein beißen würde, konnte sie sich damit wohl nicht retten. Dem Drachen würde das nicht viel ausmachen. Sie wusste, wie widerstandsfähig Drachenmägen sein konnten. Auch sie hatte ihre Beute fast immer lebend verschlungen und wenn die Beute erst mal im Magen angekommen war, dann war der Kampf vorbei. Egal wie wehrhaft die Beute auch gewesen sein mag. Und so ein Drachenmagen war da sicher auch nicht anders, dachte sich die Hydra.

Während sie noch umhertastete, berührte sie die Überreste von dieser Naga, die der Drache vorhin verschluckt hatte. Sie war schon lange tot und begann auch schon, sich teilweise zu zersetzen. Wie lange ist sie jetzt schon hier drin? So lange konnte es noch nicht sein. Doch wenn sie schon tot war und ihr Zustand auch schon nicht mehr der allerbeste war, dann blieb der Hydra wohl nicht viel Zeit. Der Anblick der toten Naga hatte die Hydra erschreckt. Schon bald werde ich genauso aussehen. Dieser Gedanke erfüllte sie mit Angst. Angst war ein Gefühl, dass die Hydra in ihrem ganzen Leben noch niemals gespürt hatte.

So müssen sich also diese Menschen gefühlt haben, als ich sie verschlungen hatte. Kein schönes Gefühl, dachte sie sich und versuchte ruhig zu bleiben. Sie wusste, je mehr sie sich bewegte, desto aggressiver würde die Verdauung des Drachen anlaufen. Auch bei ihr war es immer so gewesen. Je mehr sich eine Beute bewegte, desto mehr Magensäure bildete sich. Und dann war es mit den Bewegungen meist schnell vorbei gewesen.
„Bitte lass mich raus. Ich gebe dir auch alles was du willst“, jammerte die Hydra.
„Ich habe bereits alles was ich von dir will. Und jetzt sei eine brave Beute und finde dich damit ab, dass du hier nicht mehr lebend rauskommst“, erwiderte Thoraldur grinsend.

Die Hydra dachte sich: „Der wird mich niemals rauslassen. Das war es dann wohl. Na wenigstens habe ich vorher noch diese neun Menschen gefressen. Da habe ich vorher wenigstens noch etwas Spaß gehabt.“
Raimund, dem es inzwischen schon ziemlich schlecht ging, hatte alles gehört. Doch er grinste nur. Er hätte sich diesen Drachen, der in der Lage war eine so große Hydra zu verschlingen, gerne angesehen. Da das jedoch nicht möglich war, blieb ihm nichts, als zu versuchen, sich vorzustellen, wie das wohl ausgesehen haben musste. Doch selbst in seiner Situation mochte er diese Vorstellung noch.

Alles tat ihm mittlerweile weh. Seine Haut löste sich auf und auch sein darunter liegendes Fleisch. Ihm wurde schwindelig. Vielleicht lag es am Sauerstoffmangel. Vielleicht aber auch daran, dass er gerade verdaut wurde. Jedenfalls wurde er immer schwächer und konnte sich kaum noch bewegen. Doch wozu auch bewegen? Es war doch viel bequemer, einfach gar nichts zu tun. Ändern konnte er eh nichts an dem, wo er gerade war. Letztlich würde er, zusammen mit der Hydra zu Drachenfutter werden. Diese Vorstellung gefiel ihm.

Plötzlich war ihm das alles egal. Es war ihm egal, was gerade mit ihm passierte und er entspannte sich einfach so gut er konnte. Auch die Schmerzen, die er die ganze Zeit gehabt hatte, waren plötzlich verschwunden und irgendwann schlief Raimund einfach ein. Er war glücklich gewesen, bis zu seinem Ende.
Weniger glücklich war allerdings die Hydra. Sie wusste, dass jeder Kampf vergeblich sein würde und ihr war auch klar, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte. So ein Drachenmagen würde sicher kurzen Prozess mir ihr machen. Doch egal was auch immer sie tat, es würde vergeblich sein und der Drache würde am Ende gewinnen. Ihre zahlreichen Dienerinnen würden ihr jetzt sicher auch nicht mehr helfen. Wie sollten sie das auch anstellen? Nichts und niemand wäre in der Lage, sie aus dem Magen eines lebenden Drachen herauszuholen. Jedenfalls nicht, wenn der Drache das nicht wollte. Und danach sah es nicht aus.

Die Hydra sah ein, dass es keinen Sinn mehr machte, sich zu wehren. Sie konnte sich ihre letzten Momente nur so angenehm wie möglich machen und sich entspannen. Auch wenn es ihr schwer fiel, musste sie einsehen, dass sie verloren hatte und als Drachenfutter enden würde. Egal, dachte sie sich. Immer noch besser, als von diesen Menschen umgebracht zu werden. Denn das wäre ein unwürdiger Tod gewesen.

Sie ringelte sich ein und versuchte sich so ruhig wie möglich zu verhalten. Je weniger sie sich bewegte, desto mehr Zeit würde ihr noch bleiben. Das glaubte sie zumindest.
Thoraldur war inzwischen bester Laune. Zwar war er so vollgefressen, dass er sich kaum bewegen konnte, doch er würde nach einer so großen Beute mindestens eine Woche faulenzen können, bevor er sich wieder auf die Jagd begeben musste. Das war ganz nach Thoraldurs Geschmack.

Die zahlreichen Nagas hatten sich wieder zurückgezogen und ließen den Drachen in Ruhe. Keine von den Nagas wäre auch nur auf die Idee gekommen, auch nur zu versuchen, die Hydra wieder aus dem Drachenmagen zu befreien. Sie genossen lieber ihre unverhoffte Freiheit. Keine der Nagas kümmerte sich um das, was mit der Hydra passierte.

Die Hydra hatte in ihrem Leben unzählige Menschen und Tiere lebend verschlungen und gnadenlos verdaut. Doch bisher hatte sie sich nie Gedanken darüber gemacht, dass sie vielleicht auch mal selbst das Opfer sein könnte. „Nun werde ich also erfahren, wie es sich anfühlt, lebend verdaut zu werden“, murmelte sie und die Angst kroch in ihr hoch. Wie schmerzhaft war so etwas? Sie wusste es nicht, aber die meisten ihrer Opfer hatten immer verzweifelte Schreie ausgestoßen, denen die Hydra nach dem Essen immer gerne und amüsiert gelauscht hatte. Aber geschrieen hatten immer nur diese dummen Menschen. Tiere hatten sich meistens ruhig verhalten. So schlimm würde es schon nicht werden, versuchte sich die Hydra selbst einzureden.

Langsam zersetzten sich die Hautschuppen der Hydra immer mehr und es wurde immer unangenehmer. Bald würde ihr Fleisch frei liegen und dann konnte nichts mehr die Verdauung aufhalten, denn ihre Hautschuppen waren der einzige Schutz, den sie noch hatte. Und der löste sich immer weiter auf. Und sie konnte nichts dagegen tun. Jede Bewegung der Magenwände machte es nur noch schlimmer.

Thoraldur war indessen höchst zufrieden mit sich. Diese Hydra würde ihn viele Tage lang ernähren können. Und all die Menschen, die die Hydra gefressen hatte, würden letztlich auch Thoraldur gehören. Zufrieden streckte sich der Drache aus und schloss etwas die Augen.

Im Moment wollte er einfach nur seine Ruhe haben. Wenigstens störten ihn die Nagas im Moment nicht mehr. Es dauerte nicht lange, bis der Drache einschlief. Es war ein ziemlich anstrengender Tag für ihn gewesen. Aber zumindest war er erfolgreich verlaufen.

Doch auch während der Drache schlief, arbeitete seine Verdauung weiter und die Hydra konnte beinahe zusehen, wie sich die Magensäure langsam durch ihren Körper fraß. Ihr Zustand verschlechterte sich mit jeder Minute und langsam wurde sie schwächer. Sie konnte sich nicht mehr bewegen und bekam kaum noch mit, was um sie herum passierte. Das ist dann wohl mein Ende, dachte sie sich noch mit letzter Kraft. Egal, es gibt schlimmere Arten um zu sterben.

Thoraldur wusste nicht, ob die Magensäure oder einfach nur Luftmangel die Hydra umgebracht hat. Doch das war ihm auch egal. Jedenfalls konnte er schon seit einigen Minuten keinerlei Bewegung mehr in sich spüren. Gerade rechtzeitig vor dem Einbruch der Nacht waren die Bewegungen verstummt. Umso besser. Dann stört mich die Hydra wenigstens nicht in meiner Nachtruhe, dachte er sich gähnend.

Der Drache schlief in dieser Nacht sehr gut. Sogar die wenigen Nagas, die noch hier im Tempel der Hydra zurückgeblieben waren, verhielten sich still. Obwohl sie alle recht neugierig waren, ließen sie den Drachen jetzt in Ruhe. In einiger Entfernung flüsterten sie jedoch leise miteinander: „Ich glaube, er schläft. Wenn wir jetzt verschwinden, wird er uns nie verfolgen können“, meinte eine der Nagas.

Die Idee, heimlich zu verschwinden, kam bei den Nagas sehr gut an. Sie nahmen sich schnell alles, was sie brauchten und machten sich aus dem Staub. Keine blieb zurück. Mit dem Drachen wollte keine der Nagas allein bleiben. Jetzt war der Drache zwar noch vollgefressen, aber ein Risiko wollten die Nagas besser nicht eingehen. So blieb Thoraldur bald allein zurück. Doch das war dem Drachen nur recht. So hatte er wenigstens seine Ruhe.

Thoraldur verbrachte eine sehr angenehme und ruhige Nacht im Tempel der Hydra. Jetzt, wenn keine Hydra mehr da ist, müssen sie den Tempel wohl umbenennen, dachte er sich. Vielleicht in Drachentempel. Oder vielleicht in Tempel des Thoraldur. Egal. Das war nicht Thoraldurs Problem. Er würde ohnehin nicht mehr lange hier bleiben. Schon in den nächsten Tagen wollte er sich auf den Weg machen. Er hatte dabei kein bestimmtes Ziel vor Augen. Aber er hat es noch nie sehr lange an einem Ort ausgehalten. Es gefiel ihm einfach, möglichst oft etwas Neues zu sehen.

Samstag, 13. September, 15:30 Uhr (In der Nähe des Tempels der Hydra)

Den folgenden Tag verbrachte der Drache hauptsächlich damit, sich draußen vor dem Tempel in die Sonne zu legen und zu faulenzen. Die warme Sonne war genau das Richtige. Während er sich entspannte, lösten sich die Überreste der Hydra immer weiter auf und am Abend desselben Tages, war nicht mehr viel mehr, als Knochen und einige schwer verdauliche Reste von ihr übrig. Auch die neun Menschen, die sich bis vor kurzem noch im Magen der Hydra befunden hatten, dienten dem Drachen jetzt als Nahrung.

In den nächsten Tagen schritt die Verdauung weiter voran. Selbst mit den zahlreichen Knochen hatte der Drachenmagen keine Schwierigkeiten. Alles löste sich weitgehend auf und wurde danach weiter in den Darm transportiert. Dort nahm der Drache alle verwendbaren Nährstoffe ins ich auf. Nun würde es auch nicht mehr lange dauern, bis die verbliebenen Überreste wieder rauskommen.

Schließlich war es dann soweit. Thoraldur wollte sich am Besten genau vor dem Tempel entleeren. Die Überreste der Hydra könnten eine Warnung an alle anderen Wesen sein, die vielleicht künftig wieder einen Fuß in den Tempel setzen wollten. Bald schon hatte er alles erledigt. Hier lebt ein großer Jäger, der selbst Hydras und Nagas fressen kann, würde man denken, wenn man diese Reste sah. Falls jemand überhaupt erkennen konnte, von welchem Tier diese Überreste stammten. Menschen waren nach Thoraldurs Meinung sicher zu dumm, um das erkennen zu können. Doch falls die Nagas wieder zurückkehrten, würden sie sich sicher zweimal überlegen, ob sie den Tempel wieder betreten sollten. Doch darüber brauchte sich Thoraldur keine Gedanken zu machen. Er konnte zufrieden sein mit dem Verlauf der Jagd. Immerhin hatte er reichlich Beute gemacht und jetzt war es an der Zeit, wieder ein neues Revier zu suchen.

Gut gelaunt erhob sich der Drache in die Lüfte. Irgendwo würde er ein neues Revier finden und sicher auch neue, leckere Beute. Für Drachen wie Thoraldur war es immer ratsam, möglichst oft das Revier zu wechseln. Nur so konnte sich seine Anwesenheit in einer Gegend nicht herumsprechen. Und das war gut so, wenn man ein großer Jäger mit noch größerem Appetit war. Und bald würde er wieder auf die Jagd gehen. Schon sehr bald, dachte sich der Drache und freute sich schon darauf.

Freitag, 19. September, 16:15 Uhr (Im Tempel der Hydra)

Doch Thoraldur hatte im Tempel der Hydra nicht alles gesehen. An einer versteckten Stelle befand sich ein Nest. Darin lag ein einzelnes Ei. Und nur wenige Tage, nachdem der Drache verschwunden war, brach die Schale auf, und eine winzige Hydra schlüpfte heraus. Sie sah genauso aus, wie diejenige, die Thoraldur kürzlich gefressen hatte. Nur einige Nummern kleiner.

Junge Hydras konnten sich von ihrem ersten Lebenstag an selbst versorgen. So war es kein Problem, dass sie jetzt völlig allein war. Hunger würde sie in diesem Tempel sicher nicht leiden müssen. Es gab genug kleine Tiere, die sie erbeuten konnte. Anfangs würde diese Beute sicher nicht viel größer als Mäuse sein. Doch junge Hydras wuchsen in den ersten Lebensjahren sehr schnell. Schon bald würde sie auch wieder zu einer Gefahr für größere Lebewesen werden. Auch für Menschen. Doch noch war es nicht soweit. Ihre erste Beute bestand nur aus ein paar Fledermäusen, die im Tempel Unterschlupf gesucht hatten.
„Bald... bald werde ich wieder Menschen erbeuten können und danach ist der Drache an der Reihe“, fiebste die junge Hydra.

Ende.?


Vielen Dank für's Lesen!
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Re: Der Tempel der Hydra (Eine Vore-Story vom Lindwurm)

Postby Trollfacegesicht » Tue Jan 16, 2018 7:18 pm

Das hat mir besser gefallen, als ich dachte. War zwar erst ein wenig Seltsam das auf deutsch zu lesen weil ich eben englische vore stories gewohnt bin aber als ich mich darauf einließ hab ich irgndwann keinen Unterschied mehr bemerkt :)

Hydras sind meine lieblings preds, leider gibt es sie viel zu selten :/

Werde deine anderen Stories beizeiten dann noch nachholen.
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Re: Der Tempel der Hydra (Eine Vore-Story vom Lindwurm)

Postby Lindwurm » Wed Jan 17, 2018 1:12 pm

Vielen Dank! Freut mich, wenn es dir gefallen hat. Bisher habe ich noch nie englische Vore-Stories geschrieben, weil mein Englisch dafür einfach zu schlecht ist. Aber wenn du es trotzdem magst, ist ja alles bestens. :-D
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