Drache und Lindwurm (Vore-Story)

Moderator: Pegadygor

Drache und Lindwurm (Vore-Story)

Postby Lindwurm » Thu Aug 31, 2017 3:38 pm

Hier noch eine weitere Story von mir. Viel Spaß beim Lesen.

Inhalt:
Spoiler: show
Softvore: Gründrache frisst Fuchs
Softvore: Lindwurm frisst Gründrache (willig)
Digestion (ausführlich)


Drache und Lindwurm
Eine Vore-Story vom Lindwurm.

Seit drei Tagen regnete es in Strömen. Es war ein nasskalter Tag mitten im Herbst.

Der Drache hätte sich wirklich eine bessere Jahreszeit für eine Erkundung dieser ihm noch unbekannten Gegend aussuchen können. Als er sich vor ein paar Tagen auf den Weg gemacht hatte, war das Wetter noch sehr schön gewesen. Doch kaum hatte er die Grenze des großen Waldes überschritten, hatte es auch schon mit dem Regnen begonnen. Und jetzt goss es schon seit drei Tagen.

„Ich hätte besser zu Hause bleiben sollen", murmelte der Drache leise vor sich hin. Doch jetzt umkehren wollte er nicht. Nicht nach drei Tagen im Regen. Irgendwann musste es doch mal aufhören. Selbst in dieser Gegend konnte es nicht ständig regnen.
Er war noch ein relativ junger und unerfahrener Drache. Doch vor neuen, ihm noch unbekannten Gegenden schreckte er ebenso wenig zurück, wie vor schlechtem Wetter. Seine Hautschuppen waren ziemlich unempfindlich gegen Wasser oder Kälte.

Er war ein Gründrache. Das bedeutete, dass die meisten seiner Hautschuppen grün waren. Die dunkelgrüne Farbe war an einigen Stellen mit dunkelgrauen bis schwarzen Flecken durchsetzt. Besonders am Kopf und Hals hatte er einige dieser dunklen Flecken. Hier im Wald war seine Farbe eine gute Tarnung. Das war sehr nützlich, um sich an kleine Leckerbissen anschleichen zu können. Am Kopf hatte er zwei noch ziemlich kurze, nach hinten gerichtete Hörner. An denen war gut zu erkennen, dass der Drache noch ziemlich jung war, denn ältere Drachen hatten oft längere Hörner als dieser Gründrache.

Er hatte auffallend blaue Augen mit schwarzen Pupillenschlitzen. Wie alle Gründrachen konnte er sehr gut sehen. Viel besser, als die meisten anderen Tiere. Auch in der Dunkelheit konnte er sehr gut sehen. Bei der Jagd war so was immer von Vorteil.
Wie die meisten Drachen war auch er ein Schlinger. Das heißt, er verschlang seine Beute einfach als Ganzes. Zumindest würde er das tun, wenn denn endlich mal etwas Essbares in Reichweite wäre. Seit drei Tagen hatte er schon nichts mehr gehabt und inzwischen meldete sich der Hunger immer nachdrücklicher bei ihm.

Deshalb suchte er immer aufmerksam seine Umgebung ab. Vielleicht konnte er ja wenigstens irgendein kleines Tier erbeuten. Das würde ihm sicher genug Kraft geben, um weiter zu gehen.
Wäre das Wetter besser, dann hätte er sich einfach in die Luft erhoben und wäre ein paar Runden geflogen. Doch so lange es regnete, war es sehr unangenehm, sich fliegend fort zu bewegen. Die Regentropfen klatschten ihn in solchen Fällen immer ins Gesicht und in die Augen. Und das mochte der Drache gar nicht. Ansonsten war der Drache ja nicht wasserscheu. Aber es war ein Unterschied, ob Regen einfach von oben auf den Rücken prasselte, oder ob man ihm im Flug direkt von vorne auf die Schnauze bekam. Deshalb hatte sich der Drache entschieden, nur dann zu fliegen, wenn es nicht regnete.

Auf dem durchweichten Boden hinterließ der Drache allerdings deutlich sichtbare Fußspuren. Das war ihm gar nicht recht. Jedes große Raubtier könnte ohne viel Mühe diesen Spuren folgen. Doch wahrscheinlich machte er sich mal wieder unbegründete Sorgen. Er war ein Drache! Was sollte ihm schon gefährlich werden? Das konnten doch nur andere noch größere Drachen sein. Und von dieser Sorte hatte er schon lange keine mehr gesehen. Und Spuren von anderen Drachen hatte er bisher auch nicht gesehen. Deshalb machte er sich auch keine Sorgen.

Während er nachdenklich durch den Wald streifte, hörte er vor sich ein leises Rascheln im Gebüsch. Er blieb stehen und starrte angestrengt in die Richtung, aus der er das Geräusch gehört hatte. Ein Drache konnte das nicht sein. Wahrscheinlich nur ein kleines Tier des Waldes. Aber das käme dem Drachen jetzt genau recht.

Noch einmal raschelte es und jetzt war sich der Drache sicher, dass er sich nicht getäuscht haben konnte. Etwas musste in der Nähe sein. Etwas Nahrhaftes. Der Drache hielt den Atem an und versuchte eine mögliche Beute zu entdecken, bevor er selbst entdeckt werden konnte.

Direkt vor ihm befand sich ein dichtes Gebüsch. Trotz seiner guten Augen konnte der Drachen nicht erkennen, was sich dahinter befand. Doch etwas musste da sein. Da war sich der Drache sicher.

Er schnüffelte umher und konnte eindeutig einen verlockenden Geruch wahrnehmen. Könnte vielleicht ein Fuchs sein. Zwar nicht besonders groß, aber immerhin etwas, dachte sich der Drache und sprang ohne Vorwarnung in die Büsche.
Tatsächlich bekam er mit seinen Klauen etwas zu Fassen. Wie er es schon nach dem Geruch vermutet hatte, war es tatsächlich ein Fuchs. Endlich etwas zu Essen, dachte er sich und öffnete gierig sein Maul.

Da der Drache inzwischen sehr hungrig war, zögerte er auch gar nicht lange und steckte sich den Fuchs ins Maul. Ohne ihm auch nur eine Chance zur Flucht zu geben, verschluckte er ihn. Der Fuchs war nicht in der Lage, auch nur einen Ton von sich zu geben.
Der Drache war nun, als er endlich Beute gemacht hatte, gleich besser gelaunt. Sein Hunger ließ zumindest etwas nach. Lange würde so ein Fuchs zwar nicht vorhalten, aber zumindest sättigte er ein klein wenig.
Der Drache konnte seinen Weg erst mal gestärkt fortsetzen.

Währenddessen grummelte der Lindwurm missgelaunt in seiner Höhle vor sich hin. Normalerweise mochte er dieses schlechte Wetter, doch nicht, wenn es so lange so schlecht blieb. In seiner Höhle war es auch so schon feucht genug und wenn es lange regnete, dann tropfte überall Wasser von der Decke herab. Das konnte besonders in der Nacht, wenn man schlafen wollte ziemlich störend sein. Es gab inzwischen kaum noch einen Platz in seiner Höhle, der wirklich trocken war.

Er streckte sich und entschied sich, zum Höhleneingang zu kriechen und einen Blick hinaus zu werfen. Vielleicht kommt ja doch endlich wieder die Sonne zum Vorschein.

Doch draußen war es noch immer ziemlich ungemütlich. Doch der Lindwurm hatte mittlerweile genug von seiner feuchten und kalten Höhle. Außerdem hatte er Hunger. Seine letzte Beute hatte er schon vor einigen Tagen erlegt und seitdem hatte er nichts, außer etwas Wasser zu sich genommen.

Regen oder nicht, es wurde Zeit, sich nach neuer Beute umzusehen. Höchste Zeit, dachte er sich und verließ seine Höhle. Draußen wehte ihm ein kalter und nasser Wind um die Nase und einige nasse Blätter fielen durch den Wind von den nahe gelegenen Bäumen. Ein großes Blatt flog direkt gegen Lindwurms Nase. Er schüttelte den Kopf und blies es fort. „Blöde Blätter", fluchte er. „Sind zu nichts gut, außer zum runterfallen. Und dann verdecken sie noch die Spuren von meinem Futter."

Der Lindwurm schnupperte am Boden herum. Er hatte einen ausgezeichneten Geruchssinn und konnte der Spur eines möglichen Opfers allein durch seinen Geruchssinn folgen. Dazu musste er allerdings erst einmal eine Spur finden. Doch der lange Regen schien alle Spuren fortgewaschen zu haben. Doch so schnell gab ein Lindwurm nicht auf.

Wenn es eines gab, was ein Lindwurm hatte, dann war es endlose Geduld. Die konnte man als Lindwurm auch haben, denn er hatte wirklich alle Zeit der Welt und niemand konnte dem Lindwurm zu irgendetwas drängen. Wenn man an der Spitze der Nahrungskette steht, dann konnte man es sich erlauben, einfach zu tun und zu lassen was immer man wollte. Einzig andere Lindwürmer wären vielleicht in der Lage, es mit ihm aufzunehmen. Doch Lindwürmer waren selten und trafen deshalb nur selten aufeinander.

Der Regen ließ inzwischen nach und es nieselte nur noch ganz leicht. Doch von den Bäumen tropfte überall noch unangenehm kaltes Wasser in dicken Tropfen herunter. „Davon habe ich in meiner Höhle auch genug", grummelte der Lindwurm vor sich hin.
Da er nicht erwarten konnte, dass seine Beute direkt zu ihm kommen würde, kroch er weiter. Ein bestimmtes Ziel hatte er nicht. Irgendwo würde er sicher etwas finden. So war es bisher immer gewesen.

Und tatsächlich stieg ihm schon bald ein verführerischer Geruch in die Nase.
Könnte ein Fuchs sein, dachte er sich und schnüffelte weiter umher. Eigentlich hatte er sich etwas Größeres erhofft. Als Lindwurm hatte er sogar schon Drachen erbeutet. Zumindest die kleine und mittelgroße Sorte von Drachen. Ein Fuchs erschien ihm da fast schon lächerlich zu sein. Dennoch wollte er den Fuchs haben. Wer wusste schon, wann er wieder etwas finden würde? Einen guten Jäger zeichnete vor allen Dingen aus, dass er keine Beute einfach so entkommen ließ. Und der Lindwurm hatte eine sehr hohe Erfolgsquote bei der Jagd. Zwar erwischte er nicht immer das, was er haben wollte, doch mit leerem Magen war er noch nie nach Hause gekommen.

Und das wird auch heute nicht anders sein, nahm er sich vor. Weit konnte der Fuchs nicht entfernt sein. Wenn der Lindwurm ihn schon so deutlich riechen konnte, musste er sich hier ganz in der Nähe befinden. Ganz leise schlich sich der Lindwurm weiter. Und dann sah er ihn. Ein leckerer Fuchs nur zwanzig Meter vor ihm. Der musste doch zu erwischen sein, dachte sich der Lindwurm freudig.
Doch gerade, als sich der Lindwurm an den Fuchs anschleichen wollte, stürzte sich plötzlich ein Drache auf den Fuchs und schnappte sich diesen Leckerbissen.

„Was zum...", begann der Lindwurm, doch dann war er besser still. Erst mal beobachten und sehen, mit wem er es zu tun hatte. Der Drache verschlang den Fuchs schneller, als jeder Lindwurm das geschafft hätte. Der Lindwurm hätte sich dabei sicher mehr Zeit gelassen. Schließlich wollte er seine Beute auch genießen. Doch jetzt musste er sich wohl etwas Anderes suchen.

Es sei denn... der Lindwurm beobachtete den Drachen. Der Drache war nicht besonders groß und der Lindwurm hatte in seinem Leben schon so manchen Drachen erbeutet. Doch sich mit einem Drachen anzulegen bedeutete auch für einen Lindwurm ein ziemliches Risiko. Leicht waren Drachen nicht zu erbeuten. Das war klar. Aber vielleicht konnte der Lindwurm einen günstigen Moment abwarten. Wenn es optimal lief, könnte der Lindwurm den Drachen und gleichzeitig auch noch den Fuchs für sich bekommen.

Leise schlich er sich näher an den Drachen ran. Der schien nichts Böses zu ahnen. Im Gegenteil. Er fühlte sich sicher. Doch das war für Drachen normal. Kaum ein Drache rechnete damit, dass es auch Drachenfresser geben könnte. Und da Lindwürmer selten waren, hatten die meisten Drachen noch nicht einmal von ihnen gehört. Der wird sich noch wundern, dachte sich der Lindwurm grinsend.

Der Drache war inzwischen sehr zufrieden mit sich. Zwar hatte er nur einen Fuchs erwischt, aber dennoch freute er sich darüber. Und wo ein Fuchs war, da sind vielleicht noch mehr. Der Drache war sich ziemlich sicher, dass sich hier noch mehr Beute befinden musste.
Plötzlich roch es ein wenig komisch. Ein Geruch, den der Drache noch nie wahrgenommen hatte. Deshalb konnte er auch nicht einschätzen, worum es sich handelte. Doch er war sich sicher, dass hier etwas in der Nähe war. Füchse waren es jedenfalls nicht. Die rochen wesentlich angenehmer. Etwas Gefährliches. Ein Raubtier! Das musste es sein. All seine Instinkte warnten ihn davor hier zu bleiben. Doch gleichzeitig war er auch sehr neugierig auf diesen unbekannten Geruch. Er sah sich suchend um, doch nichts war zu sehen. Nicht einmal Fußspuren fand er. Jedenfalls nicht mehr, als seine eigenen und die des Fuchses.

„Suchst du etwas?", fragte der Lindwurm plötzlich und kroch aus seinem Versteck, freundlich grinsend auf den Drachen zu.
Erschrocken zuckte der Drache zusammen. So etwas hatte er noch nie gesehen. War das eine Schlange? Ein Drache? Oder vielleicht ein Mischling aus beiden? „Wer bist du denn? Und was?", fragte der Drache und starrte den Lindwurm mit großen Augen an.
„Ich bin ein Lindwurm. Und du bist derjenige, der mir grade diesen Fuchs vor der Nase weggeschnappt hat", erwiderte der Lindwurm etwas ärgerlich.

„Tja. Pech gehabt. Wer zuerst da ist, der frisst zuerst. So ist das nun mal", erwiderte der Drache und der Lindwurm wusste natürlich, dass der Drache Recht hatte. Dennoch ärgerte er sich darüber. Nur nicht aufregen, redete sich der Lindwurm ein. Einfach ruhig und freundlich bleiben. Du bekommst den Drachen noch früh genug. Der Lindwurm wusste, wenn er jetzt zu feindselig reagierte, würde er nicht nur den Fuchs, sondern auch den Drachen niemals erbeuten können. Doch den Drachen wollte er haben. Deshalb versuchte er es jetzt ein wenig anders.

„So was wie dich habe ich hier noch nie gesehen? Warum bist du hier?", fragte der Lindwurm.
„Ich... einfach nur so. Ich wollte die Gegend erkunden."
„Bei diesem Wetter? Du scherzt wohl. Niemand läuft freiwillig durch diesen Regen", entgegnete der Lindwurm.
„Du bist doch auch unterwegs", meinte der Drache grinsend.
„Ich war bloß hinter dem Fuchs her, den du hattest. Aber jetzt muss ich mir wohl was Anderes suchen." Bei diesen Worten musterte der Lindwurm den Drachen sehr genau von allen Seiten. So aus der Nähe betrachtet war der Drache schon ziemlich groß. Aber vielleicht würde er reinpassen. Gerade so, wenn sich der Lindwurm wirklich anstrengte.

„Was starrst du mich so an?", fragte der Drache. Der Lindwurm war sich gar nicht bewusst gewesen, wie auffällig es gewesen sein musste, wie er den Drachen angestarrt hatte. Es war schon lange her, seit er zum letzten Mal einen Drachen verspeist hatte. Es wurde wirklich höchste Zeit wieder einmal einen zu erbeuten. Noch immer starrte der Lindwurm den Drachen an. Dabei sabberte er etwas, was der Drache natürlich sehen konnte. „Möchtest du vielleicht mit in meine Höhle kommen? Dort ist es viel wärmer und trockener", bot der Lindwurm dem Drachen an. Da der Drache nicht wusste, dass die Lindwurmhöhle zurzeit genauso nass und kalt war, wie die ganze Gegend, konnte er den Drachen mit so einem Angebot vielleicht ködern.

„Hm... gibt es in deiner Höhle auch was zu Futtern?", fragte der Drache ein wenig skeptisch.
„Oh ja. Eine ganze Menge. Und es wird dir dort sicher gleich viel wärmer werden. Du siehst nämlich aus, als würdest du ziemlich frieren."
„Die Kälte stört mich nicht. Aber ein trockenes und warmes Plätzchen klingt gut. Ist das weit von hier?", fragte der Drache und klang schon fast überzeugt.

„Nein nicht weit. Du kannst gleich mitkommen wenn du willst."
„Halt, warte. Man hat mich immer wieder davor gewarnt, die Höhlen anderer Drachen zu betreten, weil man nie weiß, ob man es mit Freunden oder Feinden zu tun hat. Man trifft sogar öfter auf feindlich gesinnte Drachen als auf freundliche", entgegnete der Drache zweifelnd.

„Na und? Ich bin kein Drache sondern ein Lindwurm."
„Und was genau ist ein Lindwurm? Ich habe dich für einen verkrüppelten Drachen gehalten, der seine Hinterläufe vielleicht im Kampf verloren hat", erwiderte der Drache.
„Wie bitte? Lindwürmer sind die erfolgreichsten Jäger die es gibt. Niemand kann es mit uns aufnehmen."
„Und was ist mit deinen kleinen Flügelchen? Mit denen kannst du doch niemals fliegen, oder?", fragte der Drache grinsend.
„Fliegen? Wer will denn schon fliegen? Lindwürmer bleiben lieber auf dem Boden. Das ist sicherer. Wir haben es gar nicht nötig, uns in die Luft zu erheben. Wir sind auch so die erfolgreichsten Kämpfer, die es in der Natur gibt", behauptete der Lindwurm. Er hörte es nicht so gern, wenn man sich über seine kleinen Flügel lustig machte. Dafür wird der Drache noch büßen, dachte sich der Lindwurm.
„Aber deine Hinterläufe hast du im Kampf verloren, stimmt’s?", fragte der Drache grinsend weiter.
„Willst du mich beleidigen? Ich habe noch nie irgendein Körperteil im Kampf verloren. Noch nie! Und dabei wird es bleiben. Also willst du jetzt mit in meine Höhle kommen oder nicht", knurrte der Lindwurm langsam ein wenig ungeduldig.
„Na gut ich komme mit." Der Drache schien den Lindwurm nicht für eine Gefahr zu halten. Der wird sich noch wundern, dachte der Lindwurm und grinste schon voller Vorfreude auf eine wirklich große und magenfüllende Mahlzeit.

Gut gelaunt kroch der Lindwurm voran. Wenigstens brauchte er seine Beute nicht selbst in seine Höhle schleifen. Das wäre bei einem so großen Drachen auch ziemlich anstrengend geworden, dachte der Lindwurm.
„Ist es noch weit?", fragte der Drache nach ein paar Minuten.
„Nein. Nicht weit."
Nach ein paar Minuten fragte der Drache erneut: „Ist es noch weit?"
„Nein. Sei einfach still und komm mit."

Zum Glück war die Lindwurmhöhle wirklich nicht weit entfernt, denn der Lindwurm fürchtete schon, dass es sich der Drache dann anders überlegen und einfach verschwinden könnte. Sollte der Drache fort fliegen, dann wäre der Lindwurm nicht in der Lage, ihm zu folgen.
„Da vorne ist meine Höhle. Geh schon mal vor. Ich bin direkt hinter dir", sagte der Lindwurm in der Absicht, den Drachen in seine Höhle zu locken. Wenn er dann hinter ihm war, würde der Drache nicht entkommen können, da es nur diesen einen Ausgang gab.
Der Drache war ein wenig enttäuscht. „Hm... allzu trocken und warm ist es hier aber nicht. Überall tropft Wasser von der Decke. Das ist doch ekelhaft", beschwerte er sich.
„Ach... so schlimm ist das nicht. Da gewöhnt man sich dran. Das liegt doch nur an dem tagelangen Regen. Das wird schon wieder trocken werden, sobald die Sonne scheint", erwiderte der Lindwurm.

Der Drache sah sich in der Höhle um. Sie war, abgesehen davon, dass sie nass und kalt war, sehr sauber. Nur in einigen Ecken lagen ein paar Knochen herum. Es könnten Drachenknochen sein, aber sicher war sich der Drache da nicht.
„Was sind das für Knochen?", fragte der Drache neugierig.
Dem Lindwurm schien diese Frage ein wenig peinlich zu sein, doch er sagte: „Das, das waren nur... die Reste... von, von... von meiner Beute. Manchmal würge ich ein paar Knochen davon wieder raus. Aber in der Regel ist das nicht nötig."
„Igitt. Du meinst, du hast die Knochen ausgekotzt?"
„Ja... so in etwa."
„Ach deshalb stinkt es hier so eklig", meinte der Drache.
„Sei nicht albern. Hier stinkt es überhaupt nicht. Es sind doch nur ein paar Knochen und die riechen überhaupt nicht."
„Dann müssen Lindwürmer einen sehr schwachen Geruchssinn haben", meinte der Drache frech grinsend.
„Das glaube ich nicht. Wir Lindwürmer können eine Beute über Kilometer nur anhand ihrer Geruchsspur verfolgen."
„Was gehört denn alles zu eurer Beute? Was fressen Lindwürmer denn so?", fragte der Drache jetzt doch ziemlich interessiert.

Der Lindwurm lächelte nur. „Wir Lindwürmer fressen alles. Einzige Bedingung dabei ist: Unsere Beute muss noch Leben und sie muss aus Fleisch bestehen. Pflanzen fressen Lindwürmer nicht. Genauso wenig wie totes Fleisch.
„Dann muss es also noch leben?"
„Genau das. Optimal ist es, wenn unsere Beute auch im Lindwurmmagen noch lebend ankommt. Dann haben wir alles richtig gemacht beim Jagen und Fressen. Hehehe", erklärte der Lindwurm freundlich.
„Und ihr verschlingt eure Beute immer als Ganzes?"
„Klar. Sonst könnten sie ja nicht lebend im Magen ankommen. Und wir Lindwürmer mögen es, lebende Beute im Magen zu haben. Hehehe."

„Hast du... hast du auch schon mal Drachen gefressen?", fragte der Drache jetzt vorsichtig. Je länger er den Lindwurm kannte, desto interessanter fand er dieses seltsame blau-grün gestreifte Wesen. Schon immer hatte er die Vorstellung gehabt, wie es wohl wäre, einmal von einem großen Raubtier lebend verschlungen zu werden. Dem Drachen hatte diese Vorstellung insgeheim immer gefallen.
„Nur gelegentlich mal einen", gab der Lindwurm grinsend zu.
„Und die hast du als ganzes verschlingen können?"
„Klar. Sonst hätte ich sie nicht gefressen."
„Cool. Würdest du vielleicht... würdest du... vielleicht auch mich verschlingen?"
„Um ehrlich zu sein, es ist mir durch den Kopf gegangen. Aber erwarte nicht von mir, dass ich dich lebend wieder rauslasse", erwiderte der Lindwurm grinsend.

„Das... musst du auch nicht." Der Drache schien sich noch nicht so ganz sicher zu sein, ob er es wirklich wollte. Doch er schaute den Lindwurm zweifelnd an. Es erschien ihm unmöglich, dass dieser Lindwurm in der Lage sein sollte, Drachen zu verschlingen. Er war zwar groß, aber auch nicht sooo groß.
„Was schaust du mich so an? Zweifelst du etwa daran, dass ich Drachen fressen kann?"
Der Drache nickte schüchtern. „Drachen werden nicht gefressen. Sie sind selbst die größten Jäger."
„Wenn du das glaubst, dann hast du noch keine fressenden Lindwürmer gesehen. Aber ich kann dir jederzeit beweisen, dass ich Drachen wie dich leicht verschlingen kann. Sieh dir doch mal mein Maul an..." Der Lindwurm öffnete sein schlangenähnliches Maul ganz weit. „Mein Maul und auch mein Hals sind sehr dehnbar, damit auch große Beute verschlungen werden kann. Und auch mein Magen ist groß und perfekt für große Beute geeignet. Aber das wirst du ja bald selbst von Innen sehen. Hehehe."
„Gut. Dann fang mal an. Aber ich glaube immer noch, dass du es nicht schaffst."
„Du wirst schon sehen. Aber eines noch... willst du mit dem Schweif oder mit dem Kopf voran verschlungen werden?", fragte der Lindwurm.

Der Drache überlegte kurz und sagte dann: „Ich will es ganz genau sehen. Also mit dem Kopf voran bitte."
„Gut. Dann entspann dich und lasse mich einfach die Arbeit erledigen."
„Ich... weiß nicht ob ich mich in so einer Situation noch entspannen kann. Das fällt mir etwas schwer", erwiderte der Drache zögernd.
„Keine Sorge. Verschlungen zu werden tut nicht weh. Glaub mir darin bin ich Profi. Und ich weiß genau, wie man so was machen muss", verkündete der Lindwurm.

„Dann ist es gut. Du darfst es versuchen. Aber wenn du es nicht in einem Bissen schaffst, dann wirst du darauf verzichten, deine Zähne zu benutzen", forderte der Drache.
„Glaubst du wirklich, ich würde dich mit den Zähne zerkleinern? Nein. Das können Lindwürmer nicht. Unsere Zähne sind dafür nicht geeignet. Die beiden langen Fangzähne, die Lindwürmer haben, sind dafür da, wehrhafte Beute zu beißen und ihnen Gift zu injizieren. So wie bei Giftschlangen. Aber für mehr als das taugen sie nicht. Und bei dir wird es nicht nötig sein, so was zu tun."
„Gift? Ich wusste nicht, dass Lindwürmer giftig sind", sagte der Drache ein wenig überrascht.
„Giftig sind nur die Zähne, oder vielmehr das, was aus den Zähnen rauskommt, wenn wir damit eine Beute beißen. Aber Lindwürmer können auch zubeißen, ohne dabei Gift einzusetzen. Das erfordert nur ein wenig Übung. Aber es geht", erklärte der Lindwurm grinsend.
„Und wie wirkt dein Gift? Ich meine... ist es tödlich?"
„Worauf du dich verlassen kannst. Aber mach dir deshalb keine Sorgen. Ich werde es nicht gegen dich einsetzen. Wenn du dich nicht wehrst, wird das auch nicht nötig sein", meinte der Lindwurm.
„Ich wehre mich nicht. Lass uns gleich anfangen. Ich halte auch ganz still", sagte der Drache.
„Bewegen darfst du dich schon. Ich mag Beute, die sich noch bewegt. Nur wehren darfst du dich nicht", erwiderte der Lindwurm und öffnete dann erneut sein schlangenähnliches Maul. Der Drache schaute beeindruckt hinein.

„Und du glaubst wirklich, dass ich da reinpasse?"
„Ja, das glaube ich. Du bist nicht der erste Drache, der von mir verschlungen wird. Und jetzt sei still. Ich muss mich auf das Fressen konzentrieren. Bei so großer Beute ist das anstrengend", meinte der Lindwurm und begann, den Drachen Kopf voran ins Maul zu nehmen. Ganz langsam und genüsslich schluckte der Lindwurm und der Kopf wurde von kräftigen Muskeln erfasst, die dazu beitrugen, den Drachen tiefer in den Lindwurmhals zu befördern.

Doch der Kopf war der einfache Teil. Viel schwieriger würde es werden, wenn der Lindwurm erst versuchte, die etwas sperrigen Flügel zu schlucken. Bei Drachen waren die Flügel immer am Schwierigsten.
Doch der Lindwurm hatte schon viele Drachen verschlungen und wusste, wie weit er gehen konnte. Und dieser Drache war nicht zu groß für ihn. Aber dennoch stellte er eine Herausforderung dar. Und der Lindwurm mochte Herausforderungen. Besonders beim Fressen.
Gierig schluckte er und mit jedem Schluck rutschte der Drache wenige Zentimeter tiefer in den Lindwurmhals hinein. Dem Drachen wurde langsam klar, dass er durchaus in diesen dehnbaren Hals hineinpassen könnte und er wusste auch, was danach passieren würde. Er schauderte ein wenig bei der Vorstellung, bald lebendig verdaut zu werden. Ob das wohl schmerzhaft war? Er wusste es nicht, doch ein angenehmer Tod würde es wohl nicht sein.

Dennoch hatte der Drache keine Angst. Er mochte es sogar, wie er langsam tiefer in das Innere dieses großen Lindwurms rutschte.
Gierig schluckte der Lindwurm weiter. Jetzt hatte er auch schon die Flügel des Drachen im Maul und schon bald ragten ihm nur noch die Hinterläufe und der lange Schweif des Drachen aus dem Maul. So einen Schweif vollständig zu verschlingen war immer besonders schwierig. Das lag daran, weil zu diesem Zeitpunkt der Magen eines Lindwurms meistens schon randvoll war, wenn er endlich zum Schweif kam. Zumindest, wenn er seine Beute Kopf voran verschlang.

Es war schon vorgekommen, dass dem Lindwurm über Stunden ein Drachenschweif aus dem Maul ragte, weil der Drache einfach nicht mehr ganz hineingepasst hatte. Und auch diesmal könnte es durchaus anstrengend werden, so eine Peinlichkeit zu verhindern. Dem Lindwurm war es nämlich immer peinlich, wenn ihm der Schweif eines großen Opfers aus dem Maul hing.
Der Lindwurm hoffte, dass ihm das diesmal erspart bleiben würde. Doch im Moment lief es sehr gut. Es gelang dem Lindwurm, sein Opfer langsam immer tiefer in sich hinein zu befördern. Der ganze Vorgang dauerte lange, doch es ging voran, wenn auch langsam.
Doch der Lindwurm hatte es nicht eilig. Beim Fressen ließ er sich sogar absichtlich immer viel Zeit, da es ihm dann erstens umso besser schmeckte und zweitens konnte er es auch lange genießen.

Inzwischen wurde es immer schwieriger, den Drachen tiefer in den Hals zu bekommen. Das lag wohl daran, dass der vordere Teil des Drachens bereits im Magen des Lindwurms angekommen war, während der Rest noch immer aus dem Maul ragte. Der Lindwurm merkte, dass er nicht mehr viel Platz hatte. Doch aufgeben war keine Option für einen Lindwurm.

Nach einiger Zeit hatte er den schwierigsten Teil endlich geschafft. Nur noch die Hinterläufe und der Schweif des Drachen ragten dem Lindwurm aus dem Maul. Jetzt musste der Lindwurm nur noch versuchen, auch diesen Rest noch hinunterzubekommen.
Der Drache war mittlerweile längst mit dem Kopf im Lindwurmmagen angekommen. Er sah sich neugierig um, doch in der Dunkelheit war kaum etwas zu erkennen. Der Drache spürte die angenehme Wärme im Inneren des Lindwurms. Nur an seinem Schweif konnte er noch einen kalten Lufthauch bemerken. Also war er schon fast vollständig verschlungen, aber noch nicht ganz. Er konnte sogar hier im Magen noch hören, wie der Lindwurm immer wieder schluckte. Und er empfand es als eine angenehme Ganzkörpermassage, wie er von den kräftigen Muskeln des Lindwurms immer tiefer in dessen Körper hineinbefördert wurde.

Der Drache schnurrte. Er hätte nicht für möglich gehalten, dass er als Drache tatsächlich einmal lebend von einer anderen Kreatur verschlungen werden könnte. Doch nun war es wirklich passiert. Ein Traum wurde wahr!
Der Drache tastete in der Dunkelheit herum. Die Magenschleimhaut des Lindwurms fühlte sich sehr glitschig an. Und sie bewegte sich beinahe ständig.

Der Drache schnupperte. Die Luft war heiß und feucht. Doch es roch lange nicht so unangenehm, wie der Drache befürchtet hatte. Es war seltsam, doch er hatte den Eindruck, dass es in dem Lindwurm nach Fisch roch. Eindeutig nach Fisch. Vielleicht hatte die letzte Mahlzeit des Lindwurms aus einem Haufen Fischen bestanden. Doch hier im Magen schien es keine Fische mehr zu geben. Dann konnte doch eigentlich auch kein so starker Fischgeruch mehr da sein, dachte er sich. Oder vielleicht war der Lindwurm selbst eine Art Fisch. Aber schon während er daran dachte, verwarf er diesen Gedanken wieder. Das war doch Unsinn. Der Lindwurm hatte sich doch nicht im Wasser befunden und Fische waren immer im Wasser. Der Drache wusste das, denn er hatte selbst schon häufig versucht, Fische zu fangen.

„Du stinkst nach Fisch", rief der Drache laut.
„Wie bitte? Was hast du gesagt?", fragte der Lindwurm, der den Drachen nicht verstanden hatte.
„Nach Fisch. Du stinkst nach Fisch. Zumindest in deinem Magen stinkt es so", rief der Drache noch lauter.
„Hm... das habe ich schon öfter gehört. Du bist nicht der Erste, der das sagt. Anscheinend riecht ein Lindwurmmagen so. Ich habe da keine Ahnung. Mich hat noch keiner gefressen. Hehehe", erwiderte der Lindwurm lachend.
„Hast du etwa Fische gefressen?", fragte der Drache.
„Nein. Genaugenommen habe ich schon seit Tagen kaum etwas gefressen. Du kommst also gerade recht. Hehe", entgegnete der Lindwurm grinsend.

Inzwischen hatte es der Lindwurm schon fast geschafft. Nur noch die Schweifspitze ragte ihm aus dem Maul. Die musste doch auch noch zu schaffen sein, dachte er sich und versuchte angestrengt, auch diesen kleinen Rest noch irgendwie hinunterzubekommen.
Doch genau dieser kleine Rest war gar nicht so einfach. Der Lindwurmmagen war inzwischen fast voll. So ein Drache war wohl doch voluminöser, als der Lindwurm angenommen hatte.

Der Lindwurm streckte sich und versuchte den Platz so gut wie möglich auszunutzen. Und tatsächlich gelang es ihm, die Schweifspitze des Drachens auch noch ins Maul zu bekommen. Doch nun hing ihm die direkt im Maul, was sich auch nicht gerade besonders angenehm anfühlte.

So konnte das der Lindwurm nicht lassen. Nur noch ein Stück tiefer. Das musste doch möglich sein, dachte er sich. Er hätte dem Drachen gerne gesagt, dass er mal etwas mithelfen soll, doch er wollte nicht, dass der Drache glaubte, dass der Lindwurm es nicht aus eigener Kraft schaffen könnte. Außerdem hatte der Lindwurm einen Ruf zu verlieren. Jeder fürchtete es, von einem Lindwurm lebend verschlungen zu werden und der Lindwurm war bekannt dafür, dass er auch so gut wie jeden verschlingen konnte. Und so soll es auch bleiben.

Lindwürmer hatten den Ruf als gnadenlose Jäger. Und genaugenommen mochte es der Lindwurm auch, von allen anderen Arten gefürchtet zu werden. Doch eigentlich war er gar nicht so, wie alle erzählten. Die meisten Erzählungen über angebliche Grausamkeiten der Lindwürmer waren Erfindungen oder wurden einfach nur aus Unwissenheit verbreitet.

Dem Drachen gefiel es inzwischen im Lindwurmmagen immer besser. Der Magen war größer, als es von Außen ausgesehen hatte. Es war schön warm und die Magenwände waren in ständiger Bewegung. Das fühlte sich sehr angenehm an. Zumindest jetzt noch. Wie lange es dauerte, bis die Magensäure des Lindwurms erste unangenehme Wirkungen haben würde, wusste der Drache nicht. Doch so schnell wird das schon nicht passieren, glaubte der Drache. Schließlich war Drachenhaut nicht so empfindlich, wie die Haut anderer Tiere.
Doch natürlich würde auch die Drachenhaut nicht ewig widerstehen können. Der Drache erkannte jetzt, dass er dem Lindwurm ausgeliefert war. Er konnte nichts tun, um sich zu retten.

Doch das wollte er auch gar nicht. Er war glücklich. Dieser Lindwurmmagen gefiel ihm. Auch wenn der Fischgeruch ein wenig gewöhnungsbedürftig war. Doch die Magenwände waren schön weich und es war warm. Und er vertraute darauf, dass seine Drachenhaut der Magensäure sicher noch eine Weile widerstehen konnte.
Der Lindwurm streckte sich inzwischen müde in seinem Nest aus. So eine große Beute zu verschlingen war doch sehr anstrengend gewesen. Doch er hatte es geschafft. Und jetzt konnte er es sich bequem machen und darauf warten, dass die Verdauung ihr Werk begann. Nach seiner Erfahrung würde es Stunden dauern, bis der Drache in seinem Magen starb. Und vorher würde es sicher ein sehr schmerzhafter Tod werden. Doch das war dem Lindwurm egal. Er hatte endlich ein Opfer gefunden und das wollte er auch genießen so gut er konnte.

Der Lindwurm atmete tief ein und betastete seinen ausgebeulten Bauch. Bei Lindwürmern konnte man auch von Außen gut sehen, wenn sie etwas gefressen hatten. Und bei so großer Beute war es natürlich nicht zu verheimlichen. Lindwürmer waren fast wie Schlangen. Große Beute war immer gut zu erkennen.

Es gab Lindwürmer, die das ausnutzten und sich gerade im vollgefressenen Zustand möglichst vielen anderen Lindwürmern zeigten. Dann sagten sie oft: „Seht mal, ich bin der Größte! Ich habe größere Beute gemacht als du."
Doch unser Lindwurm gehörte nicht zu dieser Sorte. Er genoss das am Liebsten ganz für sich alleine. Nur er und seine Beute. Schnurrend streichelte sich der Lindwurm weiter über den Bauch. Noch war der Drache ruhig. Wenn erst die Schmerzen begannen war es mit der Ruhe sicher erst mal vorbei.

Im Moment gefiel es dem Drachen allerdings noch sehr gut. Es war schön warm und die Magenwände massierten den Drachen auch auf sehr angenehme Art und Weise. Selbst der Drache schnurrte jetzt genießend, obwohl er genau wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis es hier nicht mehr so angenehm sein würde.

Einige Zeit später begann es mit einem starken Juckreiz. Zuerst dachte sich der Drache nichts dabei, doch als er sich kratzte wurde aus dem leichten Juckreiz schnell ein immer stärker werdendes Brennen. Die letzte halbe Stunde hatte der Drache diese neue und warme Umgebung so genossen, dass er gar nicht mehr daran gedacht hatte, was ihm bevorstand. Begann sich seine Drachenhaut, auf dessen Schutz er so vertraut hatte etwa schon jetzt zu zersetzen? Der Drache schüttelte sich ein wenig bei dem Gedanken, was ihm dann noch alles erwarten würde.

Der Lindwurm dagegen war völlig entspannt und wartete geduldig die Dinge ab, die dem Drachen passieren werden. Sicher wird er bald wieder raus wollen. Aber da hat er Pech gehabt, dachte sich der Lindwurm grinsend.
„Ich... ich glaube es fängt an", wimmerte der Drache. All seine Hautschuppen brannten inzwischen und er wusste, dass das nichts Gutes bedeutete.
„Gut so. Wird auch langsam Zeit. Ich hoffe es geht schnell, damit ich endlich ein wenig schlafen kann", erwiderte der Lindwurm kalt. Lindwürmer schliefen nämlich nie, solange ihre Beute in ihnen noch am Leben war. Außerdem konnten Lindwürmer jede kleine Bewegung ihrer Beute so deutlich spüren, dass an Schlaf ohnehin nicht zu denken war.

„Aber... es tut weh... kannst du nichts gegen die Schmerzen machen?", wimmerte der Drache und aus seiner Stimme war nun immer mehr Verzweiflung herauszuhören.
„Ich fürchte nein. Es liegt nicht in meiner Macht, dir die Schmerzen zu nehmen. Aber versuche dich zu entspannen. Du hast nur so lange Schmerzen, bis sich die Schmerzrezeptoren in deiner Haut zersetzt haben. Sobald das passiert ist, hören die Schmerzen auf. Du musst nur durchhalten. Lange wird es nicht dauern", sagte der Lindwurm mit beruhigender Stimme. Er sagte die Wahrheit, denn schon viele seiner früheren Opfer hatten davon gesprochen, dass die Schmerzen oft ganz plötzlich aufgehört hatten. Gerade dann, als sie am Schlimmsten waren.

Dem Drachen fiel es schwer, sich in dieser Situation zu entspannen. Je mehr er sich bewegte, desto schlimmer wurden die Schmerzen. Also versuchte er einfach still zu halten. Doch auch dadurch wurde es nicht besser. Er hatte das Gefühl, als ob sich seine ganze Schuppenhaut mehr und mehr aufzulösen begann, doch wahrscheinlich bildete er sich das nur ein.
„Wird das... noch schlimmer werden?", wimmerte er.
„Ja. Aber keine Sorge. Die Schmerzen hören bald auf", versprach der Lindwurm lächelnd.
„Werde ich vorher am Sauerstoffmangel sterben oder wirklich bei vollem Bewusstsein verdaut werden?", fragte der Drache weiter.
„Du wirst sicher vieles noch mitbekommen. Wenn nur ein Opfer gleichzeitig in meinem Magen ist, dann reicht der Sauerstoff meistens lange genug", erklärte der Lindwurm grinsend.

Der Drache versuchte sich wieder zu entspannen. Er hatte zwar ein wenig Angst und die Schmerzen wurden auch immer stärker. Doch er wollte nicht als jammernder Feigling sterben. Er nicht. Er wollte sich nicht auf das Niveau der Menschen stellen, dachte er sich.
Er streichelte zärtlich über die Magenwände des Lindwurms. Obwohl ihm jede Bewegung schmerzte, tat er es trotzdem, denn er spürte, dass der Lindwurm es mochte, von Innen gestreichelt zu werden. Der Lindwurm begann auch umgehend lauter zu schnurren, was der Drache sogar bis in den Lindwurmmagen hinein deutlich hören konnte.

Langsam wurde er müde. Doch gleichzeitig ließ der Schmerz plötzlich nach. Schon bald spürte der Drache gar keine Schmerzen mehr. Genau, wie der Lindwurm es vorhergesagt hatte, dachte sich der Drache. Da es in dem Lindwurmmagen dunkel war, konnte er nicht sehen, wie stark die Magensäure ihm schon zugesetzt hatte. Seine Drachenhaut hatte sich bereits vollständig zersetzt und das nun offen liegende Fleisch hatte der Magensäure nichts entgegenzusetzen. An einigen Stellen waren sogar schon die Knochen zu sehen. Dennoch lebte der Drache noch, auch wenn er spürte, dass er von Minute zu Minute schwächer wurde. Das Atmen fiel ihm schwer und er konnte sich nur noch mit Mühe überhaupt wach halten. Ihm wurde schwindelig. War das der Sauerstoffmangel oder lag es an der zunehmenden Zersetzung seines Körpers? Er wusste es nicht. Doch es war ihm auch egal. Hauptsache er hatte keine Schmerzen mehr.
Nun kaum noch in der Lage sich zu bewegen, streckte sich der Drache entspannt im Lindwurmmagen aus. Er überließ sich einfach den Kräften um sich herum. Plötzlich hatte er auch gar keine Angst mehr davor zu sterben. Es kam ihm vor, als erlebe er das hier alles nur wie in einem Traum. Oder als würde er es nur von einem völlig sicheren Platz aus beobachten.

Bald schon wusste er zeitweise nicht mehr, wo er sich befand. Er spürte zwar noch immer die sich bewegenden Magenwände des Lindwurms, doch darauf reagierte er gar nicht mehr. Er versuchte sich zu bewegen, brachte aber nur noch einige unkontrollierte Zuckungen hervor. Das war es dann wohl, dachte er sich. Wie es sich wohl anfühlt, wenn man stirbt? Darüber hatte er sich noch nie zuvor Gedanken gemacht. Vielleicht war es einfach nur so, als würde man einschlafen. Dann wäre es bestimmt nicht so schlimm.
Immer wieder gingen dem Drachen solche Gedanken durch den Kopf, während er immer weiter zersetzt wurde. Der Lindwurm war inzwischen schon erstaunt, wie lange dieser Drache in ihm überlebte. Bisher hatte noch kein Drache so lange in einem Lindwurmmagen überlebt. Doch nun konnte es nicht mehr lange dauern.

Der Drache war sehr müde. Doch er traute sich nicht einzuschlafen, da er sich sicher wahr, dann nicht mehr aufzuwachen. Alles um ihn herum schien sich aufzulösen... nein... genaugenommen war er selbst es, der sich auflöste. Mit letzter Kraft versuchte er noch einmal den Lindwurm anzusprechen doch er brachte keine verständlichen Worte mehr heraus. Eigentlich hatte er sagen wollen: „Danke, Lindwurm. Jetzt werde ich für immer dir gehören." Doch er war nicht mehr in der Lage, diese Worte zu sprechen.

Mit einem Mal war ihm alles egal, was ihm gerade passierte. Sogar, als er aufhörte zu atmen empfand er das als nicht schlimm. Dann spürte er noch, wie sein Herz aufhörte zu schlagen. Schmerzen hatte er nicht. Doch es überraschte ihn noch einen Moment, wie einfach es war, zu sterben.

Dann war es vorbei. Er schlief ein. Genauso wie alle anderen Drachen, die dem Lindwurm schon zum Opfer gefallen waren.
Der Lindwurm selbst schnurrte noch immer leise und vergnügt in seinem Nest liegend vor sich hin. Da er schon seit einiger Zeit keine Bewegungen mehr in sich spürte, glaubte er, dass es der Drache jetzt wohl hinter sich haben musste.

Der Lindwurm war nun sehr zufrieden mit sich selbst, Diese große Beute würde ihn wahrscheinlich viele Tage, vielleicht sogar Wochenlang ernähren können. Und in dieser Zeit brauchte der Lindwurm nichts weiter zu tun, als faul in der Sonne zu liegen. Das war ganz nach Lindwurms Geschmack. Jagen musste er erst wieder, wenn der Drache vollständig verdaut war. Und bis dahin konnte er sich einfach nur entspannen.

Nun, da der Drache kein Lebenszeichen mehr von sich gab, gähnte der Lindwurm. Jetzt konnte er sicher ein paar Stunden schlafen. Zumindest war jetzt nicht mehr mit Widerstand des Drachens zu rechnen.
Die Verdauung des Lindwurms lief nun auf Hochtouren. Das musste sie auch, denn eine tote Beute im Magen musste möglichst schnell verdaut werden. Passiert das nicht und die Beute bleibt zu lange im Magen, dann könnte sie dort anfangen zu verwesen. Da dabei Giftstoffe entstehen würden, die auch für einen Lindwurm gefährlich waren, musste tote Beute möglichst schnell aufgelöst werden. Doch bisher hatte der Lindwurm noch nie ein Problem damit gehabt und auch diesmal lief alles genau so, wie es sollte.

Bald würde man dem Lindwurm nicht mehr ansehen, dass er einen Drachen verschlungen hatte. Die extrem säurehaltigen Magensäfte des Lindwurms konnten eine Beute vollständig auflösen. Auch die Knochen, selbst Zähne und Klauen oder bei manchen Arten auch das Fell waren kein Hindernis. Am Ende blieb meistens kaum noch etwas übrig, was identifizierbar war.

Zwei Tage später waren von dem Drachen nur noch Knochen übrig. Der Lindwurm hatte die letzten beiden Tage hauptsächlich mit Schlafen verbracht. So hatte er es am Liebsten. Er dachte kurz daran, vielleicht ein paar der Knochen auszuwürgen und sie vor seine Höhle zu legen. Als Warnung an alle anderen Drachen, dass diese Höhle bereits bewohnt war. Doch eigentlich hatte das der Lindwurm gar nicht mehr nötig. Außerdem konnte er mühelos auch Knochen verdauen. Das dauerte nur etwas länger, als der ganze Rest. So entschied er sich, auch die Knochen nicht herauszuwürgen.

Am nächsten Tag verließ der Lindwurm endlich wieder seine Höhle. Er hatte sich nun genug ausgeschlafen und war voller neuer Energie.
Und auch der ständige Regen hatte endlich aufgehört und die Sonne schien wieder.

Um in Form zu bleiben, verschaffte sich der Lindwurm ein wenig Bewegung. Es dauerte nicht lange, da fand er auf dem weichen Boden vor sich eine Spur.
„Na sieh einer an. Eine Drachenspur... warst du etwa nicht allein, kleiner Drache?", murmelte der Lindwurm leise und betrachtete die Spur. Der Fußabdruck war neu. Höchstens eine Stunde alt. Der Lindwurm lächelte. Die Jagd hatte wieder begonnen...



Schlusswort:
Der Autor bedankt sich für das Lesen dieser Story.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und vom Autor nicht beabsichtigt.
Generell sollte diese Story nicht an Personen unter achtzehn Jahren abgegeben werden. Falls es aber doch passiert, muss es ja keiner erfahren. :D
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Re: Drache und Lindwurm (Vore-Story)

Postby joyrider1986 » Sat Sep 02, 2017 1:15 pm

Wie immer, eine schöne Geschichte vom Lindwurm. Mir gefällt es wie willig der Drache ist und wie sie sich erstmal darüber unterhalten.
joyrider1986
Somewhat familiar
 
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Re: Drache und Lindwurm (Vore-Story)

Postby Lindwurm » Sat Sep 02, 2017 1:41 pm

Vielen Dank. Diese Stelle gefällt mir auch sehr gut. Hat auch Spaß gemacht, das zu schreiben. Mir ist beim Schreiben auch immer wichtig, dass ich etwas schreibe, was mir selber auch beim Lesen gefallen würde. :-D
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